NICHTS GEHT MEHR Freundlich subversiv Die Spaß-Guerilla wird vorzeigbar. August und Konrad sind Brüder. August ist draufgängerisch, Konrad eher leise. August hat Konrad die erste eigene Wohnung besorgt und füllt sie immer wieder gern mit unangemeldeten Partygästen. Konrad steht bibbernd auf dem 10 Meter-Brett des Hallenbades und traut sich den nächsten Schritt nach vorn nicht zu. Soweit ist alles normal. Allerdings ist es Nacht im Hallenbad und die Brüder sind lausbübisch eingedrungen, um ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Freiheit ist, keinen Eintritt zu zahlen. Oder bloß aus Blödsinn ein paar Ampeln zu übermalen, was am nächsten Tag den Autoverkehr in der Stadt großflächig zum Erliegen bringt. Ach ja, wer hat von sowas nicht schon mal geträumt? Warum aber schreiben August und Konrad auch noch mit der Restfarbe "Nichts geht mehr" auf die Strasse? Damit wir Florian Mischa Böders Debütfilm sofort in einer Reihe mit Die fetten Jahre sind vorbei sehen? Damit die Zeitung den Dumme-Jungs-Streich für eine neue Art Terroranschlag hält und die Polizei prompt in die nächste Party platzt, auf der August sich mit ihren Taten dicke tut? Die Brüder entkommen und tauchen in einer großbürgerlichen Wohnung unter, die den Eltern der neuen Freundin von Konrad gehört. Zufällig sind die auf Reisen und zufällig wohnt oben drüber eine Studenten-WG, die es sehr cool findet, gesuchte Aktionisten im Haus zu haben. Es knirscht im Plot, weil unsere Helden wider Willen einerseits die müden Schwadroneure zu einem Anschlag auf die Energieversorgung erwecken, und andererseits ein paar Liebeshändel haben und zunehmend Stress miteinander. Mit der Digitalkamera urspünglich für das Fernsehen produziert, entfaltet der Film nur selten richtige Kino-Magie, ersetzt aber große Bilder mühelos durch ansehnliche Darstellerleistungen und dann und wann einen schönen Witz. Zwar wird kein Konflikt wirklich ausgetragen, zwar schwankt der Ton unschlüssig zwischen ironischem Abgesang, groteskem Aufbruch und "Konrad wird erwachsen"-Märchen, aber subversiver kann eine ZDF-Produktion wohl nicht werden. WING D 2007 R: Florian Mischa Böder, B: Alexander Pelluci, Florian Mischa Böder, K: Ergun Cankaya, D: Jörg Pohl, Jean-Luc Bubert, Nadja Bobyleva, Susanne Bormann, Oliver Bröcker
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