NICHT DRAN DENKEN

Auf dem Sprung

Eine angepunkte Familienkomödie aus Italien

Stefano ist etwas zu alt für seine Band. Und etwas zu oft im Probenkeller für seine Freundin. Als eines Tages das Publikum beim Stagediving dem Band-Sänger ausweicht, statt ihn aufzufangen, macht sich Stefano auf den Sprung zurück in den Schoß der Familie.

Die betreibt weit weg von Rom eine Obstkonservenfabrik und sollte wohl eigentlich als Auffangstation für den gescheiterten Künstler dienen. Aber als die Tempo-Begrenzungs-Drempel auf der Einfahrt Stefanos altes Auto gehörig durchschütteln, merkt man gleich: Das wird nichts. Und man sieht, dass Regisseur Gianni Zanasi lieber symbolische Episoden erzählt als über Story-Logik zuviel nachzudenken.

Stefanos Familie ist schwer in Schieflage. Die Firma braucht dringend Geld, der Senior-Chef spielt nur noch Golf, Stefanos Mutter treibt sich bei Schamanen herum, seine Schwester hat ihr Studium geschmissen und jobbt als Delfinpflegerin, und sein Bruder lebt in Trennung und versteckt sein Versagen als Konserven-Geschäftsführer mit Antidepressiva.

Es wird aber trotzdem eine Komödie, weil der verlorene Sohn recht einfallsreich dabei scheitert, seinen Rettungsanker zu reparieren. Mal gibt er den wilden Mann, für den alle ihn halten, um die Familie aufzurütteln, die ihr Unglück nicht sehen will. Mal zieht er den Firmen-Kittel an, um mit Gewerkschaftlern Lohnverzicht auszuhandeln oder im Betrieb auszuhelfen. Alles vergebens, aber alles in schönen Einzelszenen.

Die traurigste zeigt Stefanos Bruder, der erschöpft zusieht, wie eine sabotierte Maschine im Takt Kirschen im Glas aus der Produktionsspur schmeißt, sodass sie am Boden zerschellen. Die unbeschwerteste zeigt Stefano, der mit den Kindern seines Bruders ein Rennen gegen den Geschwindigkeitsmesser der verkehrsberuhigten Zone austrägt. Für die Handlung sind beide unbedeutend.

An die Handlung soll man ohnehin nicht denken. An dramatische Logik schon gar nicht. Was tut der Hund da und warum bricht er sich ein Bein? Wer ist der Wachmann und warum führt er Stefanos Bruder ein Call-Girl zu? Warum verlieben sich die beiden bei einem Rülpswettbewerb ineinander und warum führt dieser Nebenstrang wie alle anderen nicht zu einem verständlichen Ende? Und warum verstehen wir das Ende trotzdem sofort?

Nur nicht drüber nachdenken. Einfach springen, wie Stefano über allerlei Bruchlandungen hinweg lernt. Gianni Zanasis erster in Deutschland gezeigter Film ist eine leichte, herzliche Spätsommerkomödie, die auch funktioniert, wenn man zu alt für Stefanos Punkrock und zu abgebrüht für Delfinkitsch ist.

WING

Non pensarci. I 2007, R: Gianni Zanasi B: Gianni Zanasi, Michele Pellegrini K: Giulio Pietro Marchi D: Valerio Mastandrea, Anita Caprioli, Giuseppe Battiston