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Trancegänger

Nicholas Cage schleppt sich mal wieder durch einen Film

Das FBI ist auch nicht mehr, das was es einmal war. Zumindest im Kino bedient sich die Behörde immer obskurerer Ermittlungsmethoden. In Deja Vu stieg Denzel Washington durch ein Zeitfenster in die auf einem Computerbildschirm dahinströmende Vergangenheit. In Lee Tamahoris Next hilft Nicolas Cage der Bundesbehörde durch seine hellseherischen Fähigkeiten.
Bösewichte aus Europa (unter der Leitung von Thomas Kretschmann) haben in Russland einen Nuklearsprengkopf entwendet und wollen diesen aus nicht näher spezifizierten Gründen mitten in Los Angeles zünden. Unkonventionelle Ermittlungsmethoden sind hier gefragt, meint die knallharte FBI-Agentin Callie Ferris (Julianne Moore) und wirbt den Hellseher Cris Johnson (Nicolas Cage) an, der seine eigene Zukunft um genau zwei Minuten vorhersehen kann.
Ein bisschen wenig zur Vereitelung eines nuklearen Terroranschlages, möchte man meinen. Aber wie der Drehbuchzufall so spielt, hat Cris gerade die Frau seines Lebens kennen gelernt, die von den Terroristen entführt wird und als attraktives Medium (Jennifer Biel!) die präkognitiven Fähigkeiten des Helden ausdehnt.
Ein wenig von den seherischen Gaben seiner Figur wünscht man Nicolas Cage bei der Auswahl seiner Rollen. Nach Ghost Rider und Wicker Man ist dies der dritte Film innerhalb eines Kinojahres, in dem er mit dem gleichen somnambulen Kuhaugenblick durch wechselnde Filmsets schreitet. Während Cage wie in Trance zu arbeiten scheint, sieht man Julianne Moore in jeder Szene die Schmerzen an, die das Aufsagen der sinnentleerten Dialoge kostet. Auf ihrer Stirn steht in sauberer Schreibschrift geschrieben: "Ich werde nie wieder eine FBI-Agentin spielen!" Die drei Drehbuchautoren, die hier vorgeben eine Kurzgeschichte von Philip K. Dick zu adaptieren, scheinen von der eigenen Zeitfenster-Dramaturgie selbst überfordert zu sein und versuchen vergeblich mit einer Schlusswendung à la The Sixth Sense der löchrigen Geschichte noch eine zweite Deutungsebene unterzujubeln. Aber bis dahin hat das Publikum ohnehin längst die weiße Flagge gehisst und vor dem geballten narrativen Nonsens kapituliert.

Martin Schwickert

USA 2007 R: Lee Tamahori B: Gary Goldman, Jonathan Hensleigh, Paul Bernbaum K: David Tattersall D: Nicolas Cage, Julianne Moore, Jessica Biel , 96 Min.