NEW IN TOWN

Mach sie fertig!

Renée Zellwegger unter Männern

Es gibt ein eigenes Subgenre der Frauen-Demütigung, das sich - in Komödienform und daher scheinbar unangreifbar - mit erfolgreichen Frauen befasst und aus dem Kino nicht wegzudenken ist. Jede Schauspielerin landet früher oder später in solch einer Männerfantasie. Katharine Hepburn war in den 40ern eines der ersten Opfer, Sandra Bullock war zuletzt in The Proposal als Business-Zicke zu besichtigen, der man die Flötentöne beibringen muss. Hepburn und Bullock waren und sind klug genug, solche Filme selbst zu produzieren, um den Grad der Demütigung wenigstens etwas zu steuern.

Renée Zellweger hat dieses Glück nicht. Vor allem als melancholisches Pummelchen berühmt geworden, muss sie hier als Hungerhaken auf Stöckelschuhen durchs verschneite Minnesota staksen, um sich von der bodenständigen Landbevölkerung eine Ohrfeige nach der anderen abzuholen. Zellweger spielt die Managerin Lucy Hill, die aus Miami in das Kaff New Ulm kommt, um eine ineffektive Fabrik auf Zack zu bringen, in dem sie die Hälfte der Belegschaft feuert.

Die wehrt sich mit der typischen Raffinesse der Landbevölkerung (stur, verschlagen, aber letztlich herzensgut), während die nervöse, singelnde, kinderlose (und nicht gottgläubige!) Stadtpflanze von einem Desaster ins nächste schlittert und schließlich, mit dem Auto nachts von der Straße abgekommen und in einer Schneewehe feststeckend, ihre roten Dessous an die Autoantenne montiert (als SOS-Flagge), während ihr Wagen langsam einschneit und sie sich drinnen durch unmäßigen Schnapskonsum warmzuhalten versucht. Das ist Kerlehumor ganz unten.

Es gibt nicht einen Witz in diesem dümmlichen Machwerk, der nicht auf Kosten der Business-Frau ginge, die - Überraschung! - irgendwann mal die wahren inneren Werte entdeckt und dann mit fliegenden Fahnen die Seiten wechselt und so stumpf und kleinkariert enden wird wie jene Provinzeier, die ihr und uns diesen Film über auf die Nerven gingen.

Es gibt solche "Stadtmensch kommt aufs Land"-Filme auch in der männlichen Variante (die schönsten sind Local Hero und Coca Cola Kid ), und es ist lehrreich zu sehen, was das Kino aus diesem Thema herausholen kann, wenn die Hauptfigur männlich ist, welche Witze vor allem dann nicht gemacht werden.

Das hier ist ein durchgehend ekliger Männerwitz, und für Leute, die im Hirnmodus laufen, zu keiner Sekunde komisch.

Thomas Friedrich

USA/KANADA 2009 R: Jonas Elmer B: Ken Rance, C. Jay Cox K: Chris Seager D: Renée Zellweger, Harry Connik jr., J.K. Simmons