NEUKÖLLN UNLIMITED Rhythm ist es Drei Jugendliche wollen Deutsche werden Neukölln, der Berliner Stadtteil mit der höchsten Hartz 4-Dichte, kommt trotz des Titels kaum vor. Die Filmemacher Agostino Imondi und Dietmar Ratsch konzentrieren sich ganz auf die drei ältesten Kinder der Familie Akkouch, die vor 16 Jahren aus dem Libanon einreiste. Seit damals lebt sie, vom Ausländerrecht geduldet, in Berlin. Der Vater verschwand in einer unerzählten Vorgeschichte, eine Tochter wurde kürzlich geboren, und über sie erfahren wir nichts. Stattdessen geht es um Lial, Hassan und Maradona, die sich in der Multikulti-Stadt, in der 180 Nationen wohnen, als Deutsche fühlen möchten. Erst recht, seit sie 2003 einmal überfallartig in den Libanon abgeschoben wurden. "Sie kamen im Morgengrauen" erzählt eine als Comic gezeichnete Rückblende vom Einsatz der Ausländerpolizei, die die Familie in die Fremde schickte. Seit damals, erzählt Hassan, habe seine Mutter epileptische Anfälle, seine Schwester Bulimie und sein jüngerer Bruder ADS. Die Akkouchs kamen nach kurzer Zeit zurück, wieder lässt der Film Einzelheiten weg, und die drei Ältesten wurden so etwas wie Paradebeispiele der Integration. Hassan büffelt für sein Abitur, bastelt Raps und tanzt in verschiedenen Formationen Streetstyle auf internationalem Niveau. Lial singt in einer Mädchenband, tanzt auch und macht eine Ausbildung, Maradona gewinnt ein Casting bei Dieter Bohlens "Supertalent" und wird demnächst deutscher Breakdance-Vizemeister. Ein Jahr folgten die Filmemacher den Dreien bei ihren Bemühungen um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Bei Rollenkonflikten, wenn sich Hassan etwa als Ersatzvater aufspielt. Und bei Ausbruchsversuchen, wenn Maradona zum Palästinensertuch greift und es darauf anzulegen scheint, Schulverweise zu sammeln. Politik kommt nur am Rande vor. Der Berliner Innensenator Erhart Körting muss den bösen Deutschen geben, der zwar zugibt, dass die Kinder nichts dafür können, hier geboren worden zu sein, aber trotzdem befürchtet, dass Migranten-Eltern den Staat hintergehen. Dagegen stehen grundsympathische Jugendliche, die sich darauf freuen, vielleicht doch bald mal eine "Kartoffelparty" feiern zu können. Eingebürgerte tun das gern, weil Kartoffeln in allen Zubereitungsarten als typisch deutsches Essen gelten. "Dabei kommt die Kartoffel gar nicht aus Deutschland, glaub' ich" sagt Lial und grinst. Wing D 2010. R: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch B: Agostino Imondi K: Dietmar Ratsch D: Hassan Akkouch, Lial Akkouch, Maradona Akkouch
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