Nathalie küsst Liebe im Büro Audrey Toutou verdreht einem armen Kerl den Kopf Markus (François Damiens) kann sein Glück kaum fassen, als die Chefin ihn aus heiterem Himmel während einer Besprechung küsst. Markus ist der unscheinbarste Angestellte in der ganzen Abteilung. Für die meisten ist er nur "der Schwede". Aufgrund seiner linkischen Art und dem eher unvollständig durchgestylten Äußeren rangiert er ganz weit unten in der Hackordnung. Der Kuss, das macht Nathalie (Audrey Tautou) beim nächsten Zusammentreffen unmissverständlich klar, war ein Versehen. Sie habe keine Ahnung, was da plötzlich in sie gefahren sei. Die unverhoffte amouröse Anwandlung ist die Folge langjähriger Abstinenz. Nathalie hatte ihre große Liebe längst gefunden. Sie und François (Pio Marmaï) waren ein junges, glückliches Paar, das gerade dabei war, eine gemeinsame Zukunft zu erobern, als François bei einem Autounfall ums Leben kam. Seitdem hat sich Nathalie in ihre Arbeit gestürzt und innerhalb der Pariser Filiale eines schwedischen Unternehmens Karriere gemacht, wo sie als freundliche, kompetente, aber unnahbare Vorgesetzte gilt. Auch wenn sich die Chefin von ihren Avancen schnell wieder distanziert, hat sich der Untergebene schon Hals über Kopf in sie verliebt. Markus versucht sie nicht mehr anzusehen, was angesichts des gemeinsamen Arbeitsalltages zu bizarren Situationen führt. Schließlich willigt Nathalie ein, wenigstens einmal mit ihm essen zu gehen und stellt mit der Zeit fest, dass die Liebe nicht immer als Schicksalsschlag daherkommt, sondern sich auch schon einmal ganz langsam anschleicht. Mit Nathalie küsst dreht der französische Filmemacher Stéphane Foenkinos das Aschenputtelmotiv um. Die graue Büromaus, die hier durch die Liebe zu neuem Leben erweckt und für den Rest der Welt sichtbar gemacht wird, ist in diesem Fall ein Mann. Foenkinos reitet nicht auf dem Rollentauschtrick herum, sondern entwickelt in seiner romantischen Komödie, die als beinharte Tragödie beginnt, einen eher unaufdringlichen Humor, der sich mit dem besonnen dosierten Herzeleid und Liebesglück bestens arrangiert. Audrey Tautou kann hier nicht nur zur am besten gekleideten Darstellerin im Kinomonat April gekürt werden, sie überzeugt auf der ganzen Bandbreite der Gefühle, die ihre Figur im Laufe des Films durchlebt. Auch François Damiens entwickelt einen ganz eigenen Charme als linkischer Wollpulloverträger. "Du siehst immer gleich aus. Das beruhigt mich" sagt Nathalie irgendwann zu ihm, und dafür, dass der Film Liebe als wohliges, aber zutiefst unspektakuläres Gefühl vorführt, gebührt dieser leichten, aber keineswegs oberflächlichen romantischen Komödie ein Ehrenplatz im Genreregal. Martin Schwickert La Délicatesse F 2011 R: David und Stéphane Foenkinos B: David Foenkinos K: Rèmy Chevrin D: Audrey Tautou, François Damiens, Bruno Todeschini
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