NAPOLEON DYNAMITE
Deppenwitze Und noch ein pubertierender Kerl mit Problemen...
Napoleon Dynamite von Jared Hess ist eine Zwitterkomödie, die die niederen Humorinstinkte genauso bedienen möchte wie die moralischen Rechtfertigungsbedürfnisse: Behinderte sind die besseren Menschen.
Zu Berge stehendes rotes Haar, dicke Brille, ewig halbgeöffneter Mund, speckig glänzende Haut -Napoleon (Jon Heder) ist der Dorfdepp in einem Kaff irgendwo in Idaho. Napoleon würde es wahrscheinlich gar nicht so schlecht gehen, wenn nur die Normalos nicht wären, die ihn in der Schule mobben, die barbieblonden Mädchen, die sich über ihn lustig machen oder sein Onkel Rico (Jon Gries), der für kurze Zeit die Vormundschaft übernommen hat und den Jungen mit gut gemeinten schlechten Ratschlägen traktiert.
Immerhin findet Napoleon an der Schule Anschluss an zwei weitere Außenseiter. Unbeholfen bändelt er mit der schüchternen Hobbyfotografin Deb (Tina Majorino) an, und für seinen einzigen Freund, den etwas untertourig laufenden Mexikaner Pedro (Efren Ramirez), organisiert er sogar eine Kampagne zur Schulsprecherwahl.
Hess hat sein betont skurriles Provinzdeppen-Porträt ohne sichtbaren Spannungsbogen als Episodenfolge organisiert. Ihm fehlt die lakonische Tiefe, mit der Regisseure wie Wes Anderson ihre schräge Komik entwickeln, und jene analytische Schärfe, mit der etwa Todd Solondz in Welcome to the Dollhouse das Außenseiterleben eines Teenagers in der Provinz gezeichnet hat. Wer dem eigenwilligen Humorkonzept nicht folgen und dem exaltierten Auftreten des Hauptdarstellers nichts abgewinnen kann, ist zu 86 Minuten quälender Langeweile verurteilt.
Martin Schwickert
USA 2004 R: Jared Hess B: Jared Hess, Jerusha Hess K: Munn Powell D: Jon Heder, Jon Gries, Aaron Ruell
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