NANCY & FRANK

Gremms Märchen

Die letzte große Niete des deutschen Films dreht noch mal was

Der Übergang vom Werbeblock ist fließend. Wenn am Anfang von Wolf Gremms Nancy & Frank eine luxuriöse Segelyacht vor der Skyline Manhattans malerisch auf- und abkreuzt, glaubt man sich noch in einer Fortsetzung des Spots von Becks-Bier. Aber an Deck sind keine gemütlichen Biertrinker, sondern internationale Geschäftemacher. Aus Frankfurt wurde Frank (Hardy Krüger Jr.) von seiner Firma in den Big Apple geschickt, um einen Deal mit dem New Yorker Baulöwen Sherman (Robert Wagner) unter Dach und Fach zu bringen. Auf dem Boot hat der smarte Jüngling im Business-Anzug nur Augen für Nancy (Frances Anderson), die hüftschwingend Häppchen an die koreanischen Konkurrenten verteilt. Die feurige Ungarin verdient sich ihr tierärztliches Studium mit undurchsichtigen Hostessen-Jobs und hat dem kuhäugigen Deutschen schwupsdiwups den Kopf verdreht. Aber trotz beidseitig wallender Gefühle verzweifelt der solide Frank am labilen Lebenswandel seiner Angebeteten. Es beginnt ein ausgedehntes beziehungstechnisches Gezerre, zu dem sich ein überschaubares Intrigengeflecht gesellt. Denn auch der ungute Sherman hat ein Auge auf Nancy geworfen und setzt alles daran, Franks Karriere zu ruinieren.
Auch wenn sich Wolf Gremms Nancy & Frank noch so international gebärdet, bleibt diese "Manhattan Love Story" dem provinziellen Charme deutscher Fernsehformate treu. Mit dem Eifer eines Pauschaltouristen sammelt Gremm die Postkartenmotive aus der New Yorker Stadtlandschaft ein, und auch die Geschichte ist eine Aneinanderreihung peinlichster Klischees. Krampfhaft versucht der Film, seine Nancy zum erotischen Epizentrum aufzubauen, dabei gibt die Figur allenfalls ein schemenhaftes Abziehbild einer femme fatale ab. Auch Hardy Krüger Jr. wäre besser zu Hause in der deutschen Vorabendserien-Landschaft geblieben, aufgeblasen zum Kinoformat verblasst der Weltenbummlersohn zum glattrasierten Null-Aura-Mimen. Zugegeben: das Drehbuch lässt wenig Spielraum. Die Dialoge sind so steif wie nass gewordene Zementsäcke. Daran beißen sich auch alte Hasen wie Gottfried John in der Rolle des alkoholsüchtigen Filialleiters die Zähne aus. Manchmal, etwa wenn Nancy mit feuchten Augen dem ergriffen nickenden Frank von ihrem Traumberuf als Gorillaforscherin vorschwärmt, erreicht die Angelegenheit echte Trash-Qualität. Aber auch die unfreiwillige Komik wird die debile Romanze nicht vor ihrem gerechten Tod an der Kinokasse bewahren können.

Martin Schwickert

Nancy & Frank - A Manhattan Love Story D 2001 R: Wolf Gremm B: Wolf Gremm, Jonathan Brett nach dem Roman "Hinter dem Horizont" von Hans Werner Kettenbach K: Egon Werdin D: Hardy Krüger Jr., Frances Anderson, Gottfried John