»WEGE IN DIE NACHT« Mein Gott, Walter
Ein deutscher Film über deutsches Elend Der deutsche Mann, wenn er arbeitslos ist und man ihm nichts zu tun gibt, schaut sehr verbittert aus. Ungefähr so wie Hilmar Thate, ein toternster Knitter-Mime, der gerne Rollen annimmt, in denen er ernst gucken muss. Sowas darf er hier, andererseits hat Thate das Pech, dass ihm Andres Kleinert in seinem Film Wege in die Nacht auch nichts zu tun gibt, weil ihm partout nichts eingefallen ist. Thate ist Walter, ein arbeitsloser Ossi, der sich die Zeit damit vertreibt, U-Bahn zu fahren und gemeinsam mit einem jungen Pärchen Skinheads und andere rüpelige Jugendliche zu verkloppen. Dazwischen suggelt Thate bedeutungsschwer an seiner Zigarette, kann seiner Frau nicht in die Augen sehen und muss Sätze sagen wie "Was glauben Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben?" Der Drögnis nicht genug: Kleinert hat seinen - wie er findet: politischen Film in Schwarz-Weiß gedreht, was deshalb manchmal wie Kunst aussieht, die Stimmung aber auch nicht gerade hebt. Die Kamera ist meistens zwei Meter auf Distanz, Musik kommt selten, dann aber bedeutungsschwer, und zwischendurch wundert man sich, wieviel Zeit in der Berliner U-Bahn zwischen zwei Stationen zu liegen scheint. Die Handlung stolpert von Klischee zu Klischee, weshalb Walter - logisch - am Ende einen Juwelierladen überfällt. Der deutsche Mann, wenn man ihm nichts zu tun gibt, macht eben Blödsinn. Jemand sollte Kleinert was zu tun geben.
Thomas Friedrich
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