MY WINNIPEG Albtraum Heimat Eine halbe Doku über eine sehr kalte kanadische Stadt Warum diese drei Jahre alte Fake-Biografie jetzt ins Kino kommt (oder vielleicht auch nicht, die Startlisten geben unterschiedliche Auskünfte), ist ebenso rätselhaft wie die Arbeit des Filmemachers Guy Maddin selbst. Der dreht seit Jahren Kurz- und Langfilme über sich und seine Familie - und mindestens die Hälfte davon ist gar nicht wahr, aber klug erfunden. Diesmal geht es um Winnipeg, Maddins Heimatstadt im kanadischen Manitoba, die Stadt mit dem größten Güterbahnhof des Kontinents, den meisten Selbstmördern, dem ewigen Winter. My Winnipeg ist dabei, fast durchgehend schwarzweiss, wie ein Hitchcock-Thriller gedreht, mit einer Art Rahmenhandlung, die Maddin (gespielt von einem Schauspieler) schlafend in ein Zugabteil versetzt, wo er träumend darauf wartet, diese Stadt endlich verlassen zu können. Andererseits bezieht Maddin mit Schauspielern das Haus seiner Kindheit, um dort Familienszenen nachzuspielen; es ist alles nicht wahr, unglaublich schräg, und entwickelt doch eine ganz eigene Magie. Die Hassliebe zur winterfesten Heimatstadt speist sich aus historischen Anekdötchen, Berichten über Bausünden, der Vorliebe der Winnipegger für Séancen und Trance, Maddin präsentiert zu körnigen, fast immer nachträglich inszenierten Bildern manchmal unglaubliche Fakten und Banales und verdrillt das zu einem düsteren Alptraum voll bitterer Komik. Und oft wunderbar Ausgedachtem. Etwa dass seine Mutter der Star in einer TV-Serie war, in der in jeder Folge der Sohn vom Balkon springen wollte und Mama ihm das ausreden musste. Manchmal ist das Leben wie Kino, und manchmal eher umgekehrt. Thomas Friedrich CAN 2007 R: Guy Maddin. B Guy Maddin, George Toles. K: Jody Shapiro D: Ann Savage, Louis Negin, Amy Stewart
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