Mortdecai Witze mit Bart Johnny Depp darf wieder exzentrikern Wie keine andere hegt und pflegt die britische Kultur eine besondere Vorliebe für Dandys und exzentrische Charaktere. Kaum vorstellbar, dass ein Romanheld wie Charlie Mortdecai außerhalb des Vereinigten Königreichs literarisch das Licht der Welt erblicken könnte. Die Figur des kapriziösen Lebemanns und Kunsthändlers stammt aus der Feder von Kyril Bonfiglioli, der hier Einiges aus der eigenen, bewegten Vita mit in die Charakterisierung seines Protagonisten einfließen ließ. Die Krimi-Trilogie erschien in den Siebzigern in eher bescheidener Auflage, erlangte jedoch später einen gewissen Kultstatus in der britischen Literaturszene. Dennoch ist der Stoff eine ungewöhnliche Wahl für einen Hollywoodfilm mit Starbesetzung, wo man zurzeit doch eher in Bestseller-Verfilmungen und Comic-Adaptionen investiert. Aber Regisseur David Koepp hält in Mortdecai einen wertvollen Trumpf in der Hand, und der heißt: Johnny Depp. Schon nach wenigen Filmminuten kann man sich keinen Anderen in der Rolle des lasterhaften Aristokraten vorstellen, der sich mit seinen Kunstgeschäften stets am Rande der Legalität und des finanziellen Ruins bewegt. Ein verschollener Goya, der zudem noch zu geheimen Nazi-Millionen auf einem Schweizer Bankkonto führt, wird zum Objekt der Begierde terroristischer Gruppierungen, des britischen Geheimdienstes, russischer Mafiosi und eines amerikanischen Kunstsammlers (Jeff Goldblum). Im Konflikt mit den verschiedenen Interessenten steht dem bekennenden Feigling Mortdecai stets sein Butler Jock (Paul Bettany) zur Seite, der als unkaputtbarer Bodyguard zahllose Schläger- und Schießereien für den Arbeitgeber ausficht.Trotz seines ausschweifenden Lebenswandels führt Mortdecai mit seiner Frau Johanna (Gwyneth Paltrow) eine glückliche Ehe, wenn da nur nicht der Kampf um den neuen Schnurrbart wäre, in dem die Gattin mit Liebesentzug droht. Allzu viel gibt die Geschichte, die Koepp und sein Drehbuchautor Eric Aronson aus der Romanvorlage "Nimm das Ding da weg!" herausgefiltert haben, nicht her. Die Jagd nach dem Goya ist ein recht schwacher narrativer Vorwand für eine Episodendramaturgie, die den schrulligen Helden in immer absurdere Situationen treibt. Immerhin kann Johnny Depp sein Handwerk als Exzentriker vom Dienst, das er sich in der Rolle des Jack Sparrow in Fluch der Karibik, als verrückter Hutmacher in Alice im Wunderland und Willy Wonka in Charlie und die Schokoladenfabrik angeeignet hat, durchaus überzeugend weiterentwickeln. In der Originalversion hat er sich einen kunstvoll vernuschelten, britischen Slang zugelegt, dessen Synchronisation man mit Schrecken entgegensieht. Aber vor allem durch seine differenzierte Mimik definiert Depp das eigenwillige Wesen seines Mortdecai. Naives Erstaunen und hämische Freude, Angst und Abgeklärtheit, Irrsinn und Genie sind hier nur einen Lidschlag voneinander entfernt und bewahren der Figur eine gewisse Unberechenbarkeit, die der Story des Filmes leider vollkommen fehlt. Martin Schwickert USA 2015 R: David Koepp B: Eric Arosnon K: Florian Hofmeister D: Johnny Depp, Gwyneth Paltrow, Paul Bettany, Ewan McGregor. 106 Min.
|