Monuments Men Helden in Uniform George Clooneys Weltkriegsdrama über Kunstretter der US-Army Ende des Zweiten Weltkrieges bildete sich in der US-Armee eine Spezialeinheit von Kunsthistorikern, Architekten und Künstlern, die den Auftrag hatte, die Denkmäler und Kunstschätze Europas zu sichern. Zunächst sollten sie europäische Kulturbauwerke vor der Kriegszerstörung schützen. Später jedoch bestand ihre Hauptaufgabe darin, Kunstwerke, die die Nazis auf ihrem Eroberungsfeldzug in ganz Europa geraubt hatten, aufzuspüren und sie an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben. Hunderttausende von Gemälden und Skulpturen von Michelangelo, da Vinci, Raffael, Dürer bis Rodin wurden damals von den flüchtenden Nazis nach Deutschland verbracht, in Salzminen, Bergwerken oder im Schloss Neuschwanstein versteckt, wo sie auf Befehl des Führers beim Herannahen der Alliierten zerstört werden sollten. Zurecht hat George Clooney in dieser Facette der Weltgeschichte einen spannenden Filmstoff gesehen. Die Story hat alles, was gutes Kino ausmacht: Helden, die sich einer an für sich unerfüllbaren Herausforderung stellen, die Spannung eines klassischen Schatzsucherdramas, einen zentralen welthistorischen Wendepunkt als zeitgeschichtlichen Hintergrund und nicht zuletzt ein Thema, das in der gegenwärtigen Raubkunstdebatte enorm an Aktualität gewonnen hat. Umso enttäuschender ist es mit anzusehen, was Clooney in seiner fünften Regiearbeit aus dieser Steilvorlage gemacht hat. Mit Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Bob Balaban versammelt er eine illustre Schar von Hollywood-Freunden um sich, die sich als Kunstexperten in Uniform bewähren sollen. Keinem von ihnen nimmt man die Rolle ab, was daran liegt, dass die Charaktere nach der Vorstellung in der obligatorischen Rekrutierungsphase keinerlei Vertiefung erfahren. Zwar hebt Clooney in seiner Rolle als Leiter der Spezialeinheit immer wieder zu Motivationsansprachen über den Stellenwert der Kunst als kulturelles Überlebenselexier der Zivilisation an, aber die seelische Verbundenheit der Figuren mit ihrem Auftrag bleibt bloße Behauptung. Matt Damon etwa spielt wieder einmal den netten All-American-Boy; einen Kurator des New Yorker Metropolitan Museums hat man sich irgendwie anders vorgestellt. Sogar ein Vollblutmime wie John Goodman bleibt blass. Wenn man sich vor Augen führt, was die Coens in Inside Llewyn Davis kürzlich in einem kleinen Auftritt aus dem Mann herausgeholt haben, kommt man nicht umhin, hier die Regieführung für das Brachliegen schauspielerischer Ressourcen verantwortlich zu machen. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Beteiligten mehr damit beschäftigt waren, eine gute Zeit miteinander zu verbringen, was nicht zwangsläufig auch zu einem guten filmischen Ergebnis führt. Was The Monuments Men, zu dem Clooney zusammen mit seinem langjährigen Mitstreiter Grand Heslov das Drehbuch verfasst hat, bei der Figurenentwicklung versäumt, macht er bei der Dramaturgie nicht wett. Uninspiriert springt die Handlung zwischen Paris, Brüssel und verschiedenen deutschen Städten hin und her, von denen man selten mehr als ein paar kunstvoll aufgeschüttete Schutthaufen und zwei bis drei Häuserfassaden - made in "Studio Babelsberg" - zu sehen bekommt. Wirklich Fahrt nimmt die Handlung eigentlich erst in der letzten halben Stunde auf, wenn die über Westeuropa verstreuten Kunstschützer wieder als Team zusammenkommen und die Verstecke vor den herannahenden Russen ausfindig machen müssen. Und natürlich fragt man sich während des ganzen Filmes, wie sieben Männer, die von der in Kampfhandlungen eingebundenen militärischen Infrastruktur nur wenig unterstützt wurden, diese Rettungsaktion überhaupt bewerkstelligen konnten. Die Antwort ist einfach: In Wirklichkeit waren weit über 300 Kunstexperten in Uniform aus verschiedenen Ländern daran beteiligt. Ein Verweis, dass sie Teil einer größeren Organisation sind, hätte den Heldentaten der Filmcharaktere keinen Abbruch getan, sondern Monuments Men ein wenig mehr von dem verliehen, was dem Film trotz seiner verbrieften historischen Grundlage geradezu schmerzlich fehlt: Glaubwürdigkeit. Martin Schwickert USA 2014 R: George Clooney B: George Clooney, Grant Heslov K: Phedon Papamichael D: George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, Cate Blanchett, John Goodman. 118 Min.
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