DIE MONSTER AG

Der süsse Schreck

Die wahren Abenteuer sind im Schrank - Neues von den Toy Story-Erzählern

Also erstmal: Sitzenbleiben! Auch nach dem Ende. Dann kommen die "Bloopers", scheinbare Pannen beim Dreh, die in computeranimierten Filmen heutzutage Pflicht sind. Umgekehrt gilt auch: Vorher hingucken! Denn Pixar, Disneys 3-D-Effekt-Firma, hält die alte Tradition des Vorfilms hoch: ohne Worte, aber zum Brüllen komisch. Und schliesslich: Mitdenken! fast jede Szene spielt, ja jongliert geradezu mit Anspielungen auf moderne Medienwelten und vergangene Kinderzimmer zugleich.
Welcher Vierjährige glaubt denn heute noch an Monster im Kleiderschrank? Aber eine ganze Monsterfabrik, in der gewerkschaftlich organisierte Erschrecker am Türenfließband werkeln, um die Kids dahinter im Akkord zum Schreien zu bringen? Weil kindliches Entsetzen, auf Flaschen gezogen, die Monsterwelt am laufen hält? Schauderhafte Vorstellung.
Aber höchst vergnüglich ausgemalt, vom Vorspann an, der überhaupt nicht modern aussieht, sondern wie aus Pink Panther-Tagen. Und überaus clever erzählt, von der ersten Szene an, die ein Kinderzimmer zeigt, ein paar huschende Schatten, ein schleichendes Monster - und dann rutscht es auf rumliegenden Spielsachen aus und macht eine komische Figur. Dann geht das Licht an und wir waren nur in einer Kinderzimmer-Simulation, in dem Monster-Lehrlinge ausgebildet werden. So geht das.
Das ging schon bei den Toy Stories so, nur jetzt ist alles noch viel besser geworden. Die Animation ohnehin. Es gibt Monster in allen Farben, Formen und Fellen, es gibt halb- und ganz durchsichtige - und es gibt ein Kind. Ein einziges, schnuckeliges, neugieriges, das irgendwie durch die Tür ins Monsterland geraten ist und dort eine Kinderkrise auslöst. Schliesslich ist der Energie-Rohstoff gerüchteweise hoch gefährlich, und eigentlich haben Monster furchtbare Angst vor Kindern. Lustiger Gedanke.
Und eminent wichtig für die Handlung, die zwei furchterregende Facharbeiter mit ihrem Findelkind durch rasante Intrigen und Abenteuer stürzt. Keine Charaktersierungs-Gelegenheit wird ausgelassen, jeder kriegt Konflikt und Katharsis, es gibt knackige One-Liner und grosse Solo-Monologe, noch die kleinsten Nebenfiguren kriegen ihre Szenen, es gibt die atemberaubende Verfolgungsjagd und die Rettung in letzter Sekunde, es gibt was zum Herzzerreissen und was zum Tränenlachen - und am Ende gibt es das Musical zum Drama noch dazu.
Was aber eigentlich passiert, wird nicht verraten. Ihr müsst euch schon selber in den Schrank trauen.

WING

Monsters Inc., USA 2001. R: Peter Docter, David Silverman, Lee Unkrich