MONA LISAS LÄCHELN


Einsame Idealistinnen

Aus der Frühzeit des Feminismus

Julia Roberts spielt die Kunsthistorikerin Katherine Watson, die sich in den 50ern aus dem sonnigen Kalifornien ins unterkühlte Neuengland aufmacht, um eine Stelle als Dozentin am Wellesley College anzutreten. Die traditionsreiche Lehranstalt ist ein Elitecollege für Frauen - nur dass es in den reaktionären 50ern eigentlich gar keine weibliche Elite gibt. Die Töchter aus gutem Hause enden fast ausschließlich als überqualifizierte Hausfrauen im Eigenheim eines Karrieremannes.
In ihrer Antrittsvorlesung lassen die arroganten Studentinnen die neue Dozentin auflaufen. Welches Dia Katherine auch an die Wand wirft, die Musterschülerinnen spucken zu jedem Gemälde ein Kurzreferat aus. Der Lehrplan wird in Wellesley im vorauseilenden Gehorsam gelernt und gelehrt, und wer vom Curriculum abweicht, bekommt es mit dem allmächtigen Elternbeirat zu tun. Aber Katherine hat ihre eigenen Vorstellung und kämpft sich nicht nur durch die verstaubte College-Nomenklatura, sondern auch durch die beschränkten Denkstrukturen ihrer Schülerinnen.
Kirsten Dunst (Spiderman) hat eine Paraderolle als konservative Oberzicke, die schon kurz nach der Traumhochzeit von ihren Mann betrogen wird. Maggie Gyllenhaal (Secretary) spielt als flatterhafte Dozentenverführerin den lustvollen Gegenpol, und Julia Stiles (Gelegenheit macht Liebe) kann sich als Bestabsolventin nicht zwischen Hochzeit und Yale-Stipendium entscheiden. Natürlich begeistern sich die jungen Frauen sukzessive für Katherines freigeistige Kunstvorstellungen und ihr feministisches Gedankengut. Und natürlich gerät die engagierte Dozentin auf ihrem Marsch durch die Institutionen mit den Autoritäten in Konflikt.
Mona Lisas Lächeln ist eine Geschichte über die Einsamkeit von Idealistinnen, aber anders als in Erin Brokovich, wo Julia Roberts mit Stöckelschuhen gegen das Establishment ins Feld zog, ist sie hier eine sanfte Kämpferin für das Selbstverwirklichungsrecht der Frau. Fast ungeschminkt wirkt sie in diesem Film. Jeder Anflug von Glamour wird vermieden. Sogar das ein oder andere Fältchen wird sichtbar, und es sieht so aus, als wolle sich Julia Roberts unauffällig von ihrem Pretty-Women-Image lösen.
Der Abschied von der Makellosigkeit macht ihre Figur glaubwürdig. Dabei könnte man fast übersehen, wie einfach sich es der Film macht, indem er mit fast schon archäologischer Distanz auf die 50er-Jahre als vorfeministisches Zeitalter blickt. Anders als Dem Himmel so fern, das durch den Zeitkolorit die konservativen Restbestände der Gegenwart scheinen ließ, behandelt Mona Lisas Lächeln die 50er als abgeschlossene Epoche. Am Look kann man sich wärmen wie an einem Kaminfeuer, und die historisierende Perspektive vermittelt das beruhigende Gefühl, die patriarchale Ideologie jener Jahre habe sich in Wohlgefallen aufgelöst.



Martin Schwickert
Mona Lisas Smile USA 2003 R: Mike Newell B: Lawrence Konner, Mark Rosenthal K: Anastas Michos D: Julia Roberts, Kirsten Dunst, Julia Stiles, Maggie Gyllenhaal