MITTEN INS HERZ
Alter Charmeur
Hugh Grant als Ex-Pop-Star kriegt Drew Barrymore
Die Berufsgruppe der "Pflanzengießerin" ist bei uns bisher weitgehend unentdeckt geblieben. Wahrscheinlich muss man ein Pop-Star sein, um auf die Idee zu kommen, eine Person eigens zur Wässerung der Zimmerpflanzen anzustellen. Alex Fletcher (Hugh Grant) ist ein Pop-Star. Oder er war es zumindest in den 80ern, als Gruppen wie "Wham!" oder "Frankie Goes to Hollywood" Ohrwürmer in den Charts platzierten.
Zu Beginn sieht man ein Musikvideo aus der Ära, in der Alex seine ganz große Zeit hatte. Diese Frisuren! Diese Glitzeranzüge! Diese Choreographie! Ohne Zweifel: Die ersten Minuten von Mitten ins Herz sind der Brüller und geleiten auch aufrichtige Genrehasser mit sanfter Hand in die Gefilde der romantischen Komödie.
Seit die Boygroup "PoP" auseinander ging, schlägt sich Alex als Sänger in Vergnügungsparks und auf Klassentreffen durch. Es gibt immer noch genug retrosüchtige Mittvierzigerinnen, die sich durch Alex' Hüftschwung zurück in ihre Jugend katapultieren lassen wollen. Aber dann macht die Chart-Königin Cora Corman dem abgewickelten Pop-Idol das Angebot, gemeinsam einen Song zu produzieren. Innerhalb von wenigen Tagen soll Alex mit einer Komposition vorstellig werden. Leider ist er ein lausiger Texter, und hier kommt die mitteilsame "Pflanzengießerin" Sophie (Drew Barrymore) zum Zuge, die sich als kreative Wortkünstlerin erweist.
Regisseur Marc Lawrence bedient die Konventionen des Genres ohne sichtbaren Innovationsdrang. Dennoch ist Mitten ins Herz alles andere als eine Routinearbeit. Die Liebe zum Genre zeigt sich vor allem in den geschliffenen Dialogen. Wie in den Screwball Comedies der 40er besteht das Vergnügen im verbalen Umkreisen der füreinander Bestimmten und nicht im profanen Romantik-Vollzug. Von Hugh Grant als sarkastischer Charmeur kann man dabei nicht genug bekommen. Die Rolle des abgetakelten Pop-Stars ist ihm auf den Leib geschrieben, kaum ein anderer Schauspieler kann sich über das eigene Markenzeichen-Dasein derart souverän lustig machen wie Grant.
Martin Schwickert
Music and Lyics USA 2007 R&B: Marc Lawrence K: Xavier Pérez Grobet D: Hugh Grant, Drew Barrymore , 96 Min.
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