MIT DEN WAFFEN EINER FRAU Rotkäppchen und Goldküken
Schon wieder eine Sport-Doku Was wäre Deutschland ohne seine Sportlerinnen? Sie gewinnen die Fußballweltmeisterschaft, erzielen bei der Leichtathletik-WM mehr Medaillen als das nationale Herrenteam und stehlen den harten Kerlen mittlerweile sogar am Gewehr die Schau. In dem Dokumentarfilm Mit den Waffen einer Frau begleiteten Ralf Heincke und Florian Leidenberger in der vergangenen Saison die deutschen Biathletinnen. Ihre Filmtour reicht dabei vom ersten Sommertrainingslager im amerikanischen Bundesstaat Utah bis zur WM im italienischen Antholz. Anders als bei den Dokumentationen über die Fußballherren oder unsere Handball-Weltmeister ist dem Film allerdings anzumerken, dass die filmische Begleitung nur punktuell stattfand. Wirklich tief dringen Heincke und Leidenberger nicht in die Hinterzimmer der Biathletinnen ein. Die zahlreichen Gespräche mit "Rotkäppchen" Kati Wilhelm oder "Goldküken" Magdalena Neuner, der dreifachen Weltmeisterin, kratzen nur an der Oberfläche. Über die inhaltliche Tiefe typischer TV-Vorberichterstattungen kommen die Interviews selten hinaus. So erfährt der Zuschauer, dass das Training manchmal anstrengend sein kann und sich nach Erfolgen plötzlich viele "Freunde" um einen scharen. Wesentlich interessantere, weil intimere Momente, in denen die Frauen von den Wonnen des Ausschnäuzens oder den sonderbaren Aufnahmeritualen des Nachwuchses berichten, kommen hingegen zu kurz. Dabei deuten besonders die Sportlerinnen Simone Denkinger und Sabrina Buchholz an, dass sie zu wesentlich pfiffigeren Kommentaren fähig gewesen wären, hätten die Dokumentarfilmer bloß nachgefragt. Eingefleischte Biathlonfans werden sich dennoch amüsieren und begeistert feststellen, dass die schießwütigen Frauen im Kino genauso sympathisch rüberkommen, wie auf dem Bildschirm. Neue Freunde wird der Sport durch den Film allerdings nicht hinzugewinnen. Zu wenig wird der Biathlon erklärt, zu konfus sind die spärlich eingestreuten Sportbilder geschnitten, zu dunkel ist die Kamera und zu kurz werden die einzelnen Protagonistinnen vorgestellt. Dass die deutschen Damen während der Weltmeisterschaft 2007 in fünf Wettkämpfen viermal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze holten und im Gesamtweltcup zudem die ersten beiden Plätze belegten, geht vollkommen unter. Und als für einige Minuten ganz unvermittelt Klaus Siebert, der deutsche Trainer des chinesischen Teams, zu Wort kommt, werden weder Name noch Funktion eingeblendet. Der Unkundige steht da ganz schön auf verlorenem Posten.
Oliver Zimmermann
D2007 R: Ralf Heincke, Florian Leidenberger, Mit Kati Wilhelm, Magdalena Neuner, Martina Glagow, Andrea Henkel
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