MINDHUNTERS


Gejagte Jäger

Renny Harlins Popcorn-Kino geht diesmal zum FBI

Dass man im Kino betrogen wird, weil nichts wirklich so ist, wie es scheint - das gehört zu den stillschweigenden, vertraglichen Vereinbarungen zwischen Zuschauern und Filmemachern. Der Spaß am Kino ist auch immer der Spaß am Betrogenwerden. Das gilt besonders für den Horrorfilm. Moderne Genrevariationen spielen oft mit dem Wissen um die eigene Unglaubhaftigkeit.
Mindhunters sind solche postmodernen Kapriolen fremd, aber durch die Wahl der Location spielt auch dieser Routinethriller mit dem Bewusstsein um die Gemachtheit der Bilder. Renny Harlin hat seinen Film in einer militärischen Geisterstadt angesiedelt, wo die Navy den Krieg in den Städten trainiert. Straßenzüge, Ampelanlagen, Ladenfronten, Autowracks - eine eigene Kleinstadt wurde errichtet, um die Realität des Krieges zu simulieren. Mindhunters setzt in diese Versuchsanordnung acht FBI-Agenten, die in der Geisterstadt ihre letzte Prüfung bestehen sollen. Die Nachwuchskriminalisten werden als Profiler ausgebildet. Ihr Job ist es, sich in die kranken Hirne von Schwerstverbrechern hineinzudenken und sie durch psychologischen Wissensvorsprung zu überführen. In der Geisterstadt - so die Planvorgabe des ausgekochten Ausbilders Harris (Val Kilmer) - betreibt ein Serienmörder sein Handwerk. Schon bald stellt sich heraus, dass aus der Simulation bitterer Ernst wird und die Profiler nacheinander in tödliche Fallen geraten. Zunächst regiert angesichts der Bedrohung noch der Teamgeist. Aber als klar wird, dass der Mörder in den eigenen Reihen zu suchen ist, beginnt der Überlebenskampf.
Regisseur Renny Harlin und sein Drehbuchautor Wayne Kramer (The Cooler) lehnen sich, wie viele vor ihnen, an den Agatha-Christi-Klassiker "Zehn kleine Negerlein" an. Allzu offensichtlich werden die Verdachtsmomente in die falsche Richtung geleitet und springen mit zunehmendem Personalschwund immer hektischer hin und her. Wer über genügend Genreerfahrung verfügt, weiß, dass eine gutaussehende Frau immer bis zum Schluss aufgehoben wird, um dem Täter mit moralischer Überlegenheit zur Rede zu stellen.
Obwohl Mindhunters alle Figurenklischees mit einem mittelkarätigen Ensemble (Christan Slater, Val Kilmer, LL Cool J) sorgfältig abdeckt, gelingen ihm doch noch einige Überraschungscoups. Das Problem ist eher, dass ein paar Wendungen zuviel eingebaut wurden und das Publikum der finalen Täterüberführung mit zunehmender Gleichgültigkeit gegenüber tritt. Im Rausch des overplottings vergisst Harlin alle Versprechungen und Fährten, die am Anfang des Filmes ausgele

Martin Schwickert
USA 2003 R: Renny Harlin B: Wayne Kramer K: Robert Gantz D: Christian Slater, Val Kilmer, LL Cool J