MICMACS - UNS GEHÖRT PARIS Kugel im Kopf Nach dem sentimentalen Großdrama »Mathilde« wendet sich Jean-Pierre Jeunet wieder dem Spielzeugkino zu, der Beobachtung der Kleinmechanik Das Interview zum Film Die Bewegung der Dinge hat Jeunet immer mehr interessiert als die der Menschen; das war in Alien 4 nicht anders als in seinen beiden Erfolgstiteln: Delicatessen und Die wunderbare Welt der Amelie. Jeunets Welt ist immer die der anarchischen Spielzeuge. Hier geht es um die wundersame Welt von Bazil, dessen Vater als Soldat beim Entschärfen einer Landmine starb und der selbst viele Jahre später zufälliges Opfer eines Attentates wird: Eine verirrte Kugel trifft den Videoverkäufer Bazil im Kopf und ist künftig nicht mehr zu entfernen. Derart gehandicapt trifft Bazil auf eine Gruppe Untergrund-Verlierer, die sich in einem weitläufigen Höhlensystem unter einem Schrottplatz eingerichtet haben und dort seltsame Sachen bauen, skurrile Spielzeuge für Erwachsene. Allen gemein ist der Kampf gegen "die da oben", die Bosse, die Normalen - in Bazils Fall: Die Waffenhändler. Unterstützt von seinen neuen Freunden beginnt er einen Krieg gegen die, die er für schuldig hält am Tod seines Vaters. Jeunets Filme funktionieren ähnlich wie die von Wes Anderson: Das schräge Detail steht im Vordergrund, der überdehnte Gag, die absichtlich verstolperte Pointe. Eine richtige Geschichte kommt dabei selten zustande. So erfreut man sich an den vielen verrückten Details und Einfällen, der großartigen Ausstattung und an der ironischen Doppelbödigkeit des Films, in dem die Helden schon mal an Filmplakaten ihres eigenen Films vorbeilaufen. Jeunets Micmacs funktioniert wie ein Uhrwerk, ganz aus sich selbst heraus und verträgt keine Fragen von aussen. Auch das war bei seinen anderen Filmen nicht anders. Victor Lachner Micmacs à tire-larigot F 2009 R: Jean-Pierre Jeunet B: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant K: Tetsuo Nagata D: Dany Boon, André Dussollier, Nicolas Marié, Dominique Pinon
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