»MEN IN BLACK« Ereigniskino
Der Film zum Werbefeldzug Die Erde ist bevölkert von Außerirdischen. Aber alles ist unter Kontrolle. Die Men in Black , Agenten einer ganz besonders geheimen Geheim-Behörde passen auf, damit nichts passiert, gewähren verfolgten Aliens politisches Asyl, überwachen außerirdische Schwarzhändler und kennen sich unter ihrer Kundschaft so gut aus, wie sich jeder Kontaktbereichsbeamte in seinem Kontaktbereich auskennen sollte. Das Problem heißt Edgar. Edgar war ein durchschnittlich tumber Farmer - bis eine intergalaktische Monster-Kakerlake (die illegal eingewandert war) sozusagen in seine Haut geschlüpft ist und jetzt im Auftrag eines interstellaren Schaben-Komplotts auf der Suche nach einer tragbaren Kleinst-Galaxie verschiedene außerirdische Exil-Politiker kaltmacht. Das wäre sowieso schon ein Fall für die Herren in Schwarz, erst recht aber, weil im Erd-Orbit ein großes schwarzes Raumschiff kreist, dessen Chef die Kleinst-Galaxis auch haben will. Und wenn er die nicht kriegt (vor Sonnenaufgang), wird er die Erde auslöschen. Klingt gut, nicht? Heiterer Krawall, angereichert mit Spezialeffekten aus dem Creatures-Department und Tommy Lee Jones als amtsmüdem Agenten "K", der Will Smith als Greenhorn "J" in den eigenartigen Job einarbeitet. Und Linda Fiorentino als fidele Leichenbeschauerin, die sich öfters einer Kurzzeitgedächtnislöschung unterziehen muß, wie alle, die Zeugen der megageheimen Aktivitäten der MIB werden. Weil: es darf ja niemand davon wissen. Men In Black ist ein Event movie, ein Film, von dem man spricht und den man irgendwie gesehen haben muß. Und hier liegt die Betonung auf "irgendwie". Man muß Event movies nicht gesehen haben, weil sie so gute Filme sind, man muß sie gesehen haben (oder auch nicht), weil man darüber spricht: über die Spezialeffekte, über die Besetzung, über die Schauwerte, über irgendwelche Besonderheiten der Produktion. Event movies sind die Filme, die so aussehen, als hätte es die Marketing-Strategie vor dem Drehbuch gegeben, womit die Drehbücher ja nicht unbedingt schlecht sein müssen. Was sie in Wirklichkeit leider oft sind. Beziehungsweise nicht so gut, wie sie sein könnten. Jurassic Park ist so ein Film, und eben Men In Black . Men In Black handelt von der Co-Existenz der Comic-Welt von Aliens und Supergeheimagenten mit unserer ganz normalen langweiligen Welt. Dieser Grundgedanke birgt ziemlich viel komisches Potential, weil er verblüffende Antworten auf nie gestellte Fragen gibt: Ist Michael Jackson eine Alien? Antwort: Ja! Hiermit haben wir einen der besten Gags des Films verraten, auf dessen Prinzip ungefähr 40% der Witze aufbauen: Promis, die in Wirklickeit Außerirdische sind. Weitere 40% bestehen aus Schleim: Helden werden eingeschleimt oder besudelt, zum Beispiel bei der Geburt eines niedlichen Alien-Babys, bei der Agent J eine weniger gute Figur macht. Alle Prozent-Zahlen sind grob geschätzt, und die letzten 20% sind nette Alien-Gags. Zum Beispiel mit dem Außerdirdischen, der aussieht wie ein Schoßhündchen, in Wirklichkeit aber ein wirklich gerissener Bursche ist und deshalb von Agent K einem harten Verhör unterzogen wird. Oder die Horde flegelhafter Echsen-Wesen, die in der Küche des MIB-Hauptquartiers ihr Unwesen treiben und immer für ein Schwätzchen zu haben sind. Überhaupt, die Aliens: Die sind wirklich sehenswert, sehr vielfältig und lebendig aussehend. Wie lange die Leute von Industrial Light & Magic wohl für den täuschend echt wirkenden Hund gebraucht haben? Aber damit bringt man keine 110 Minuten herum. Auch nicht mit den tollsten Aliens und dem tollsten Tommy Lee Jones. Weil die Geschichte nicht trägt und in Wirklichkeit nicht unterhält. Sie plätschert so vor sich hin, und als der Haupt-Plot (der mit Edgar) wirklich ins Rollen kommt, ist der halbe Film schon um. Wenn wir allerdings vermuten, daß hier am Drehbuch und damit an der falschen Stelle gespart wurde, haben wir vermutlich höchstens halb recht. Zwar wurde, wie man sehen kann, das Drehbuch tatsächlich vernachlässigt, aber ob es deshalb billiger war? Und wenn ja, beweist der große internationale Erfolg (bis jetzt etwa $ 360 Mio. Einspiel weltweit), daß man gerade an dieser Stelle sehr gut sparen kann.
Jens Steinbrenner
|