»DAS MERCURY PUZZLE« Kopfnüsschen
Bruce Willis schmeißt mal wieder einen Gauner vom Dach Man kann es richtig im Kopf der Produzent klickern hören: Bruce angeschlagen, Hochhausfenster zerstückelt, Hubschrauber, Kugelhagel ... aber bis zum Showdown ist der Film längst gestorben. Dafür klickert es am Anfang auf der Tonspur. Die Buchstaben der Titelei wechseln dazu ihre Plätze, bis auch er letzte gemerkt hat: es geht um Geheimschriften der alleridiotischsten Sorte. X steht für U, scheinbar alles für jedes, und wenn man die richtigen Sachen miteinander verwechselt, hat man den Code geknackt. Das ist immerhin ein Konzept. X ist Bruce Willis, Undercover-Agent beim FBI. U ist Simon, ein autistisches Kind. Und der Film braucht so lange, die beiden zusammenzuführen, daß ihre psychologisch verschlüsselte Anlage als alter egos ein offen herumliegendes Geheimnis ist. Bruce ist nämlich auch eine Art Autist. Sein Agent Art Jeffries hat Disziplinprobleme, traut keinem Vorgesetzten - und seit bei einem Einsatz (gegen bankraubende Farmer-Separationisten - sowas gibt es im USA wirklich) ein paar Kinder getötet wurden, hat er einen echten Knacks. Versetzt in den Innendienst, gerät er zufällig an Simon, dessen Eltern scheinbar grundlos ermordet wurden. Leider aber betrügt uns Regisseur Harold Becker um den Anschein. Weil wir Simons Story längst in Zwischenschnitten mitbekommen haben. Der Autist und Rätsel-Fan (ziemlich wahrheitsnah gespielt von Miko Hughes) knackt nämlich zufällig einen streng geheimen Regierungs-Code, der zufällig in einer Rätselzeitschrift versteckt war. Wie, warum, und was für Idioten da eigentlich den Schlapphut aufhaben, das erklärt der Film nicht. Nur, daß der Boß der NSA (allergeheimster Geheimdienst) die undichte Stelle vermutlich exterminieren will. Denn er ist Alec Baldwin, der seinen flammenden Rechfertigungstiraden ("Ich bin ein Patriot, ich schütze meinem Agenten an Saddams Hof") auch nicht den Hauch einer Problematisierung verleihen kann. Bruce rettet also Simon, die Killer jagen jetzt beide, und nach vielen dummen Zufällen merkt Bruce, was wir längst wissen. Ein Informant etwa tippt einen Brief wegen seiner Abhörbefürchtungen auf einer mechanischen Schreibmaschine - mit Kohlepapier, damit sein Killer es im Papierkorb vergessen kann und Bruce doch noch den Hinweis kriegt. Solche Lächerlichkeiten zerstören jeden Spannungsansatz - und stören die lieben, menschelnden Passagen, in denen einen Sozialkrüppel dem anderen bei der Weiterentwicklung hilft. Am Ende nimmt der kleine den großen Autisten in die Arme - und der große läßt sie beide, nachdem er den bösen Vater aller Geheimnisse vom Dach geworfen hat, von der FBI-Kavallerie retten. Alles ist wieder gut, und das meiste auf dem Weg dahin ist miserabel gemacht.
WING
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