ICH & ORSON WELLES

Glückliche Tage

Mädchenschwarm Zac Efron wird hinter der Bühne erwachsen

Diesen Film gibt der Englischlehrer seinem Leistungskurs, weil so viel Schulstoff darin vorkommt und weil er sich im Original ohnehin mitreissender anhört. Die Mädchen gehen wegen Zac Efron hin, der einen 17jährigen spielt, der im New York des Jahres 1937 in die Theaterszene gerät. Die Jungs gehen wegen Claire Danes hin, die im Theater arbeitet und Anstalten macht, dem frischen Jüngling das Leben beizubringen. Und die Eltern kommen alle mit wegen Orson Welles.

Der stand 1937 kurz vor seinem Durchbruch als Regie-Genie, sprach im Radio die legendäre Shadow-Serie und bereitete in seinem Mercury-Theater Shakespeares Julius Caesar vor. Da war er gerade 22, so alt wie Zac Efron heute, und brannte an allen Enden. Sein Darsteller, Christian McKay ist schon weit über 30, was aus der Wunderkinderkonkurrenz des Romans eher ein Vater-Sohn Verhältnis macht. Außerdem dominiert McKay, der dem späteren Welles sehr ähnelt, das vergnügliche Historienspektakel derart, dass man Zac Efron ständig von der Bühne schicken will.

Dabei ist es eigentlich seine Story. Wie er die Theaterwelt entdeckt. Wie die Schauspielerei ihm Himmel und Höllen öffnet. Wie er sich unglücklich verliebt und daran wächst, das andere über ihn drüber trampeln. Und wie er am Ende, von Welles und seiner Welt verführt und betrogen, ein bisschen erwachsener wieder ins Leben hinaustritt. Möglicherweise sogar mit einer neuen Freundin.

Tatsächlich aber reicht die Story nicht. Deshalb inszeniert Richard Linklater den halben "Caesar" in Welles-Manier gleich mit. Wir sehen viele Szenen bei der Probenarbeit und bei der Uraufführung, aus den Seitengängen und aus dem Publikum. Eigentlich sehen wir sogar ein paar Szenen zu viel. Schließlich haben wir im Kino schnell begriffen, dass Orson Welles für den theatralischen Effekt auch über Leichen geht. Aber dass sein "Caesar" damals ein hochaktuelles Stück im Gewand des italienischen Faschismus war, das müsste im Programmheft stehen, wenn es sowas heute für Filme noch gäbe.

Wing

GB 2008 R: Richard Linklater B: Holly & Vince Palmo nach dem Roman von Robert Kaplow K: Dick Pope D: Zac Efron, Christian McKay, Claire Danes