Matterhorn Fred allein zu Haus Eine niederländische Komödie über Spießer, Triebverzicht und Bergsteigen Punkt 6 steht das Essen auf dem Tisch. Dann wird gebetet. Und gegessen. Gäste erhalten aus der Keksblechdose genau einen Keks. Dann wird die Dose verschlossen auf den Tisch gestellt. Das Leben von Fred, 54, Witwer, ist ebenso reglementiert wie freudlos. Schon äußerlich verschmilzt er fast vollständig mit seiner Umgebung. Hier ist alles in gedeckten, gedämpften Farben angelegt: Freds Kleidung, seine Wohnung, selbst die Siedlung, in der er wohnt, hält sich an die Vorschrift: Nichts soll hervorstechen, alles ist in deprimierenden Pastelltönen gehalten. Diesen calvinistischen Triebverzicht inszeniert Diederik Ebbinge völlig unironisch. Die kleine holländische Siedlung unter dem Schatten der Kirche wirkt nicht komisch, eher bedrohlich. Wer hier lebt, wird beobachtet. Eines Tages steht ein offenkundig debiler Mann in Freds Straße. Fred gibt ihm zu essen, kleidet ihn ein. Er hat einen Ansprechpartner, er bringt dem Mann bei, Butterbrote mit Messer und Gabel zu essen und vor dem Essen zu beten. Das ist nicht Freundschaft oder gar Liebe, was da entsteht, Fred dressiert den Anderen eher ein bisschen. Fred und Theo (so heißt der Fremde, wie wir später erfahren) treten als seltsames Paar auf Kindergeburtstagen auf. Fred singt, Theo macht Quatsch, die Kinder sind begeistert. Und eigentlich sucht Fred nur einen Partner, mit dem er gemeinsam noch einmal das Matterhorn besteigen kann. Dort oben, erklärt Fred, sei man Gott viel näher als hier unten. Natürlich gibt es bald Konflikte mit Freds Pastelltongemeinde, und Theos Geschichte und Freds Geschichte bekommen einen etwas traurigen Unterton. Warum Fred dann schließlich Theo heiratet (in einer nächtlichen, heimlichen Zeremonie, allein in der Kirche, während es draußen stürmt und blitzt), warum Fred trotzdem nicht schwul ist und dass Liebe manchmal aus den seltsamsten Gründen entsteht: Das zeigt Diederik Ebbinge in seiner wunderbar traurigen Komödie, die eigentlich fürs holländische TV gedreht worden war und jetzt erstmal ins Kino kommt, nachdem Matterhorn auf dem Filmfest in Rotterdam und - ausgerechnet! - auf dem Filmfestival in Moskau reüssierte. Im homophoben Russland wurde der Film nur "ab 18ö freigegeben. Victor Lachner NL 2013 R & B: Diederik Ebbinge K: Dennis Wielaert D: Ton Kas, René van't´Hof, Porgy Franssen. 87 Min.
|