Mary - Königin der Schotten

Kostüme der Macht

Ein Drama nach Stefan Zweig

Ihre Hinrichtung war eine der ersten, die ins Kino kam (verfilmt von Thomas Alva Edison), und doch hat sie William Shakespeare, der sie miterlebte, überhaupt nicht interessiert. Vielleicht, weil Engländer einfach nichts mit der kindlichen Königin anfangen können, die mit 25 schon drei Reiche und drei Männer verloren hatte und fast 20 Jahre lang im Kerker von Queen Elisabeth saß. Bis der Henker drei Schläge brauchte, um ihr den Kopf vom Hals zu trennen.

Diese Anekdote und fast die ganze Haft lässt Thomas Imbach in seiner Schweizer Fassung aber weg, deutet die Hinrichtung zeitspringend in der Mitte des Films nur an, und verwendet auch sonst allerlei Bühnentricks, um das schwierige Leben einer komplizierten Frau zu erfassen.

Zum Beispiel Auslassungen: Als Kind kam Mary nach Frankreich, um sie aus schottischen und englischen Thronfolgestreitereien heraus zu halten, wurde dort mit dem Dauphin verheiratet und mit 16 französische Königin. Den Tod ihres Gatten symbolisiert bloß ein Pferd ohne Reiter.

Zu schräbbelnden Streichern wandert die Kamera über leere, karge Landschaften, während Mary länglich aus Briefen an Elisabeth zitiert, ihre Seelenlagen erörtert und darum bittet, gemeinsam England und Schottland, Katholiken und Protestanten, zum Frieden zu führen. Trick drei ist ihr italienischer Berater, der sie den ganzen Film über begleitet, auch nachdem Marys zweiter Ehemann ihn ermorden ließ, und immer wieder die ersehnte Begegnung als Puppenspiel vorführt. So wird der große Kostümfilm mit sparsamstem Realismus zu einer Meditation über Politik und Leidenschaft, die eine sehr modern wirkende junge Frau zwischen Neigung und Notwendigkeit aufreibt.

Privat ist Mary nur an ihrem Glück interessiert und wählt die falschen Männer, als Königin macht sie ständig taktische Fehler, weil sie einer freundlichen Utopie folgt, und als einmal beinahe beides zusammenpasst und die Katholikin einen Protestanten heiratet, hat der gerade ihren zweiten Mann umgebracht. Der war zwar ein Ekel, aber das nehmen ihr nun doch alle übel. Sowohl das Volk, als auch die Adligen aller Lager. Sogar die ferne Elisabeth.

Thomas Imbach hat aus der blutigen Geschichte ein sprödes Drama gemacht. Unter den wilden Highland-Panoramen, die allesamt in der Schweiz gedreht wurden, hört man deutlich einen Bühnenboden knarren, und auch die überzeugendste Kostümierung läuft sich in den meist ohne Kunstlicht aufgenommenen Kammerszenen bald tot. Nur Mary ragt heraus, genauer: Camille Rutherford.

Wing

Mary, Queen of Scots. S/F 2013. R: Thomas Imbach B: Thomas Imbach, Andrea Staka, Eduard Habsburg nach der Biographie von Stefan Zweig K: Rainer Klausmann D: Camille Rutherford, Sean Biggerstaff, Edward Hogg, Tony Curran. 119 Min.