MARLEY UND ICH

Das Leben schlaucht

Wie man Träume im Alltag aufgeben muss. Zum Beispiel den von intelligentem Kino.

Im Gegensatz zu John (Owen Wilson), der ein wenig ambitionslos durchs Leben schippert, hat Jenny (Jennifer Aniston) die gemeinsame Zukunft genau durchgeplant. Heiraten. Umzug vom verschneiten Michigan ins sonnige Florida. Job suchen. Haus kaufen. Kinder kriegen. Um wenigstens den letzten Schritt noch ein wenig hinauszuzögern, schenkt John seiner fortpflanzungswilligen Frau erst einmal einen Hund. Marley heißt der putzige Labrador, der deutlich agiler daher kommt als der relaxte Reggae-Musiker, nach dem er benannt ist. Innerhalb weniger Filmminuten hat der schwer erziehbare Vierbeiner alle Chaos-Szenarien durchgearbeitet, eine Tiertrainerin (Kathleen Turner) in die Verzweiflung getrieben und das junge Paar in den Zustand phlegmatischer Akzeptanz versetzt.

Irgendwann reicht der Hund als Kindersatz dann doch nicht mehr aus, und nach mehreren Fehlversuchen setzt die Kinderschwemme ein. Drei Sprösslinge innerhalb weniger Jahre stellen alle Zukunftsplanungen auf den Kopf. Nach der dritten Geburt entschließt sich die erfolgreiche Journalistin Jenny den Beruf an den Nagel zu hängen, während John im Lokalblatt das Familieneinkommen erwirtschaftet - auch wenn er eigentlich gern wie sein Freund Sebastian ein richtiger Reporter wäre.

Ohne Spannungsmomente erzählt Marley und ich vom Zerplatzen individueller Träume im Alltag einer jungen Familie. Kinder oder Karriere, Freiheit oder Verantwortung - vor der Kulisse des sorgenfreien Floridas der 90er Jahre werden die klassischen Fragen familiärer Etablierung verhandelt. Auch in Szenen mütterlicher Verzweiflung sieht Jennifer Aniston aus wie auf einem mit Photoshop bearbeiteten Titelblatt einer Fernsehzeitschrift, und auch Owen Wilson versucht vergeblich unter der blonden Surfer-Frisur ein paar Sorgenfalten zustande zu bekommen. Kaum zu glauben, dass David Frankel nach seiner bissigen Fashion-Satire Der Teufel trägt Prada eine solch sentimentale Schmonzette abliefert.

Martin Schwickert

Marley and Me. USA 2008 R: David Frankel B: Scott Frank, Don Roos nach einem Roman von John Grogan K: Florian Ballhaus D: Owen Wilson, Jennifer Aniston, Alan Arkin