»DAS MAMBOSPIEL« Ehen im Osten
Unser Martin entdeckt den Charme des Unvollkommenen Aus der Reihe "Filmtips, für die Sie mich steinigen werden" heute: Das Mambospiel von Michael Gwisdek. Als dieser Film im Berlinale-Wettbewerb als einziger deutscher Beitrag in den Ring stieg, zeigte man sich allgemein pikiert, daß ausgerechnet ein so fahriges Stück Film das Beziehungskomödienwunderland vertreten sollte. Eine Warnung also vorweg: ich habe bisher kaum jemanden getroffen, der meine Begeisterung für diesen Film teilen konnte. Dabei paßt Das Mambospiel oberflächlich betrachtet durchaus in den Trend: eine Frau, einen Mann und viele Probleme gibt es auch hier. Regisseur Michael Gwisdek mimt selbst den Möchtegern-Filmregisseur Martin, der über viele Ideen, wenig Talent und kein Geld verfügt. Gwisdeks Gattin Corinna Harfouch wiederum spielt Martins Ex-Freundin, die ebenfalls mäßig talentierte Schauspielerin Maria. Maria findet eine Plaste-Tüte (ja so heißt das östlich der Elbe) voller Banknoten. Davon würde sie Martin gerne erzählen. Aber der läßt sie nicht zu Wort kommen und wundert sich stattdessen wortreich und nicht ganz zu unrecht über ihr plötzliches Erscheinen. "Du, laß mich mal einen Tag alleine verbringen" hatte Maria damals gesagt und blieb zwei Jahre weg. Schon in der ersten Szene merkt man, daß gerade in der gezielten Art des Mißverstehens die verbindende Gemeinsamkeit des Paares liegt. "Was sich liebt, das neckt sich"-Geschichten kennt man eigentlich zur Genüge. Das Mambospiel überzeugt jedoch vor allem durch die schlagfertigen Dialoge und die Portion ehelicher Authentizität, die das Schauspielerpaar Gwisdek/Harfouch in diesen Film mit einbringt. Natürlich ist Das Mambospiel eine eitle Angelegenheit. Gwisdek setzt sich hier vornehmlich selbst in Szene, verfügt allerdings über genügend Selbstironie, um sich als egozentrischen Künstler vor der Kamera eigenhändig zu demontieren. "Eine Mann und eine Frau kaufen ein Haus" sollte der Film ursprünglich heißen, was einiges über das Selbstverständnis dieses Films aussagt. Ab und an sieht man zwischen den unterhalsamen Streitereien etwas von dem, was in diesem Land vor sich geht. Skins schlägern am Wegesrand, Bauarbeiter faseln betrunken etwas von verlorenen Arbeitsplätzen und Ausländern, Martins Tochter geht auf den Strich. Diese ernsten Momente wirken oft etwas aufgesetzt und überhaupt ist der Film alles andere als perfekt. Die Kamera filmt die Szenen kostensparend nur aus einer Perspektive, die Ausstattung wirkt ein wenig zusammengeschustert, und auch das Drehbuch hätte mit seiner schlacksigen Dramaturgie nie die Fördergremien passieren dürfen. "Trash" könnte man sagen, wenn das nicht viel zu amerikanisch klingen würde. Denn Das Mambospiel ist auch unverkennbar ein Ostprodukt. Das erkennt man nicht nur an Sprachwendungen, die dem gemeinen Westler befremden werden, (wie oben zitierte "Plaste-Tüte"), sondern eher sozusagen zwischen den Zeilen, an einem frischeren Blick, der sich noch nicht an alles gewöhnt hat. Mit seinen Pointen langt Alleinunterhalter Gwisdek ab und an auch einmal kräftig daneben, und gerade deswegen wächst einem dieser Film ans Herz. Denn man spürt deutlich, daß hier nicht ein Heer von Script-Doktoren, jeden Witz auf seine gesamteuropäische Lach-Tauglichkeit überprüft hat und Das Mambospiel hat eben etwas, was man in Filmen wie Der Campus nie, nie, nie finden wird: den spröden Charme der Unvollkommenheit.
Martin Schwickert
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