»MAFIA!«

Lach mit dem Paten

Ein Genre ist am Ende. Aber Jim Abrahams will es nicht sterben lassen

Es war die Genre-Parodie selbst, die sich am Ende in endlosen Wiederholungen die Grube schaufelte, dank unlustiger Selbstklauklamotten wie Agent Null Null , überhaupt nicht komischen Video-Schnarchern à la Römische Kanone oder mutwillig fiesen Plombenziehern im Stile eines Dracula - Dead and Loving it , über die überhaupt nur noch lachen konnte, wer es ganz, ganz bitter nötig hatte.
Es sind zwei wesentliche Änderungen, die Mafia! erfreulich vom jüngsten Parodien-Schmonk absetzen: Regisseur Jim Abrahams (von Die unglaublich verrückte Reise ... über Die nackte Kanone bis Hot Shots der Urvater des Genres) verzichtete, bis auf kleinere Auftritte des Hot Shots -erfahrenen Lloyd Bridges, auf die üblichen Frontparodisten und gibt Genreneulingen wie Jay Mohr, Christina Applegate oder Olympia Dukakis Raum zur Entfaltung. Zudem gelingt es ihm, seiner Genre-Parodie den üblich gewordenen muffigen und billigen Look auszutreiben. Eine gelungene Ausstattung und die sorgfältige Kameraarbeit erzeugen eine für das Genre erstaunlich dichte Atmosphäre, selbst die Story scheint nicht um die Gags herumkonstruiert, sondern die Gags erwachsen aus der Geschichte. Und diese, müßig zu erwähnen, baut sich natürlich aus sämtlichen Mafia- und Patenfilmen vergangener Dekaden zusammen: Da ist der kleine Vincenzo Cortino, der notgedrungen aus Sizilien nach Amerika auswandert (auf dem Frachter "Il Pacino") und dort im Laufe turbulenter Jahre zum mächtigen Paten-Tölpel wächst. Doch auch Vincenzo wird älter, und der Zeitpunkt kommt, daß er sich zwischen seinen Söhnen für einen Nachfolger entscheiden muß. Diese würden Vincenzos Entscheidungsfähigkeit gern etwas nachhelfen und entzünden einen irren Wettstreit.
Die Zahl der Zitate und Anspielungen ist gewohnt riesig, den Gags mangelt es nicht an Härte und dem Drehbuch nicht an Ideen. So unglaublich es klingt: Jane Austen's Mafia , wie der Film im Original heißt, ist tatsächlich seinen Eintritt wert und trägt nicht allein ein erfolgreiches Subgenre mit Pauken und Trompeten zu Grabe, sondern zudem einen seiner größten Darsteller - denn Lloyd Bridges starb kurz nach den Dreharbeiten. Wenn das kein Zeichen ist!

Oliver Baumgarten