Als ich anfing, dachte ich, mit 18 bin ich ein Star, mit 21 kreier ich mein erstes Parfüm. Jetzt bin ich über 30 und bemerke, dass ich fast ein Jahr nicht gearbeitet habe." So erzählt Laura Tonke (Pigs will Fly), meist etwas verhuscht im Bett liegend, in die Digitalkamera des Regisseurs RP Kahl. Später erfahren wir noch, das sie nie auf einer Schauspielschule war, oft ohne Vorsprechen für Independent-Filme und Theater engagiert wurde, und immer wieder das Gefühl hat, sie könne aufliegen, jemand könne merken, dass sie gar nicht schauspielen kann.
Die drei anderen Schauspielerinnen in RP Kahls "Filmessay" haben ähnliche Anwandlungen. Katharina Schüttler (Das Weisse Rauschen), Inga Birkenfeld (Kurzfilme) und Nicolette Krebitz (Fandango) erzählen nacheinander zu herausgeschnittenen Fragen des Regisseurs und dadurch oft schwer nachvollziehbar von sich und ihrer Arbeit.
"Das Unbeschreibare darzustellen und zu bewahren" war Kahls Absicht, aber wer die Filme der Vier nicht kennt, wird eher das Unverständliche bemerken. Was unterscheidet diese vier von jungen Mainstream-Stars? Wieso ist die gern ausgespielte Mädchen-Naivität künstlerisch wertvoll? Von was redet die denn da gerade?
Quer zur "Authentizität" der Statements liegt die offensichtliche Inszenierung des Ambientes. Die Schüttler fährt Kutsche im Schnee, die Krebitz trägt Ringelpulli und kurze Haare wie in einem Godard-Film, die Tonke badet im Kerzenschein ... RP Kahl behauptet einfach einen Diva-Status, den die Damen dann süß selbstzweifelnd unterlaufen. Man lernt nichts über das Film-System zwischen TV-Produktion und Indie-Kino, man wünscht sich wenigstens Beispiel-Schnipsel aus der darstellerischen Arbeit, aber Kahl bleibt karg. "Die Aura eines Mädchens glänzt auch ohne Sonnenschein" poetisiert das Presseheft zum Film. Dabei frieren die Mädchen oft. Aber das macht sie durchaus sehenswert.
RP Kahl hat vor Jahren die "99 Euro Films" gestartet, eine Art deutsches Dogma: Schnell drehen, schnell auswerten, nicht lange nachdenken, der ersten Idee vertrauen. Mädchen am Sonntag ist der dritte Film der Reihe.