»DIE FARBE DER LÜGE« Kleinstadt-Tote Claude Chabrol sucht wieder Mörder Mit seinem 51. Film reist Regieveteran Claude Chabrol in die bretonische Provinz, um in kleinstädtischer Überschaubarkeit die Zwischenräume zwischen Wahrheit und Lüge, Liebe und Betrug auszuleuchten. Ausgangspunkt sind, wie so oft bei Chabrol, ein Verbrechen und ein Verdacht. Unweit des kleinen Fischerortes wird die zehnjährigen Eloise mißbraucht und erdrosselt aufgefunden. Der Zeichenlehrer René (Jacques Gamblin), der das Mädchen als letzter lebend gesehen hat, wird von Chabrol zunächst als Prototyp eines Verdächtigen in die Handlung eingeführt. Seit einem tragischen Unfall ist der Maler gehbehindert und in einer schweren Schaffenskrise. Mit seiner Frau Viviane (Sandrine Bonnaire), die ihn als ambulante Krankenschwester finanziell unterhält, lebt er zurückgezogen in einem kleinen Steinhaus direkt am Meer. Als kühle Ermittlerin macht Kommissarin Frederique Lasage (Valeria Bruni-Tedeschi) René zu ihrem Hauptverdächtigen, durch den Verdacht wird der zugereiste Maler im Ort zunehmend isoliert. Viviane glaubt an die Unschuld ihres Mannes, auch wenn die Ehe mit dem künstlerischen Müßiggänger schon lange in der Krise steckt. Jede Kleinstadt hat ihren Prominenten. Hier heißt er Desmot (Antoine de Caunes), ein gefeierter Pariser Medienstar und Kolumnist, der hoch über der bretonischen Steilküste einen luxuriöses Landhaus unterhält. Desmot ist ein gefälliger Schwätzer und Weiberheld, der mit eitlem Zitatenwortschatz und wohlformulierten hohlen Phrasen Intellektualität vortäuscht. Auch er gibt einen guten Verdächtigen ab. Nicht ohne Erfolg wirbt der glatte Charmeur um Vivianes Gunst. Wenig später findet man auch Desmont tot auf, und wieder ist René der letzte, der ihn lebend gesehen hat. Martin Schwickert
|