LUCKY BREAK Musical im Knast
Musik kann helfen, auszubrechen Mit seinem Regiedebüt Ganz oder gar nicht landete der Brite Peter Cattaneo 1998 auf Anhieb einen großen Coup. Das proletarische Stripper-Musical wurde mit sieben Oscar-Nominierungen bedacht und entwickelte sich weltweit zum britischen Exportschlager. Unter Erfolgsdruck geraten konnte Cattaneo der Versuchung nicht widerstehen, die bewährte Rezeptur noch einmal aufzubrühen. Statt der strippenden Prolls sollen in Lucky Break nun singende Knackis für ausgelassene Stimmung auf der Leinwand sorgen. Jimmy (James Nesbitt) und Rudy (Lennie James) sind gute Kumpels, aber lausige Bankräuber. Ihr letzter Überfall endete in einem Debakel und bringt die beiden für fünf Jahre hinter Gitter. In der heruntergekommenen Haftanstalt Long Rudford werden sie von dem sadistischen Wärter Perry (Ron Cook) drangsaliert, während die adrette Sozialarbeiterin Annabel (Olivia Williams) mit einem Anti-Aggressionstraining an der Rehabilitation der Gefangenen arbeitet. Alle kriminelle Fantasie des Duos richtet sich auf den Ausbruch. Als der leicht debile Gefängnisdirektor Mortimer (Christopher Plummer) plant, seine eigene Musical-Komposition als Häftlingslaienspiel auf die Bühne zu bringen, wittern die beiden ihre Chance. Schwierig ist es nur, die Mitgefangenen für die kryptische Lord-Nelson-Operette des Direktors zu erwärmen. Singen, tanzen, Verse rezitieren - das ist Tuntenkram und nichts für überzeugte Schwerkriminelle. Schließlich versammelt sich doch ein illustres Outcast-Ensemble in der Knastkapelle. Premieren- und Ausbruchsvorbereitungen laufen auf Hochtouren, während sich Annabel und Jimmy auf und hinter der Bühne ganz untherapeutisch ineinander verlieben. Locker, leicht, belanglos kommt Lucky Break daher, möbliert mit dem Standardpersonal der Knastkomödie. Vom gutmütigen Muskelprotz, über den hitzköpfigen Brandstifter bis zum gebildeten Gentlemen-Knacki reicht die Comic-Palette, und für den dramatischen Tiefgang wird ein Häftlingsselbstmord dazu addiert. Selbst die Musical-Einlagen bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wenn sich die schweren Jungs widerwillig in die Gesangs- und Tanzchoreografie fügen, verliert sich das komische Potenzial des Stoffes in oberflächlichem Schenkelklopfhumor. Anders als die arbeitslosen Stahlkumpel in Ganz oder gar nicht bleiben die Knastbrüder in Lucky Break ohne eigene Geschichte. Die Mauern des Gefängnisses überwinden sie schlussendlich, aus ihren stereotypen Rollenklischees können sie nicht ausbrechen.
Martin Schwickert
GB 2001 R: Peter Cattaneo B: Ronan Bennett K: Alwin Kuchler D: James Nesbitt, Olivia Williams, Christopher Plummer
|