LONDON NIGHTS Junge Leute beim Künstlern Twen-Bohemiens treiben durch Tag und Nacht Wie fast immer in Deutschland wäre der Originaltitel der bessere gewesen, sogar übersetzt. "Unmade Beds" - also "Ungemachte Betten" - spielt zwar etwa zur Hälfte des Nachts in London, handelt aber viel wesentlicher von liederlichen Schlafgelegenheiten. Vor allem Axl, ein 20jähriger Spanier, erzählt uns gleich zu Beginn, dass er in London wohl schon in 20 Betten schlief, ohne genau zu wissen, wie er da jeweils hinein kam. Später trägt er mehrmals Matratzen durch das bunte Anwesen, eine Art Künstlerfabrik, in dem er zwischen vielen Partys und ziellosen Tagen irgendwie herumwohnt. Eigentlich ist er nach London gekommen, um seinen lange verschollenen Vater zu suchen. Aber als er ihn findet, mag er ihn nicht. Die gleichaltrige Vera ist aus Belgien nach London gekommen, um eine Affäre zu vergessen. Deshalb tändelt sie mit Melancholie-Auslösern, bricht ein Rendezvous mit einer netten Nachtbekanntschaft ab und macht poetisch unmoderne Polaroids von dem halb aufgedeckten Bett, dass sie verließ, noch bevor sie hineinschlüpfte. Außerdem sortiert sie bei ihrem Job in einer Buchhandlung Bücher absichtlich falsch in die Regale, weil man doch sonst keine Überraschungen erleben könne. Axl und Vera treiben lange unverbunden durch die Stadt, die Künstler malen und drehen einen Videoclip mit Tiermasken und Regisseur Alexis Dos Santos stopft möglichst viel hippe Musik in die Episoden (Tindersticks, Daniel Johnston, Plaster from Paris, Connan Mockasin), wackelt mit der Handkamera, dreht wild an der Unschärfe und erzeugt ein seltsames, ziel- und zeitloses Gefühl von schwebender Jugend ohne den Drang, erwachsen zu werden. Es ist ein bisschen, als hätte Godard L'auberge Espagnole in Amsterdam gedreht. Eigentlich ist nur die Musik anders, und die Betten sind sauberer. Wing GB 2010 R&B: Alexis Dos Santos K: Jakob Ihre D: Fernando Tielve, Déborah Francois, Michiel Huisman, Alexis Dos Santos
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