DIE LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN Laut und langweilig
Schon wieder eine Comic-Verfilmung Wie wahr: Diese "Liga" kann von sich behaupten, ganz außergewöhnlich zu sein - außergewöhnlich katastrophal. Das begann bereits mit den Dreharbeiten. Da rissen die Fluten der Moldau im letzten Sommer die Kulissen in Prag einfach hinfort, das Team saß fest, und Film-Star Sean Connery beschuldigte den Regisseur Stephen Norrington ( Blade ), er bräuchte zu lange für den Film. Connery hatte allen Grund, die Tage zu zählen, er war als Co-Produzent an dem Unternehmen beteiligt. Ein Blick ins Drehbuch - das einmal mehr eine Comic-Serie als Grundlage hat - hätte Connery warnen können. Von der Ausgansidee, dass eine Clique von literarischen Figuren mit außergewöhnlichen Fähigkeiten zur Rettung der Welt auserkoren wird, blieb nur das Skelett übrig. Der Rest war lieblose Action-Füllmasse. Krachend beginnt es: In der Bank Of England wird 1899 eingebrochen mit einem bis dato unbekannten Panzer. Einige Tage später wird in Berlin - mit einer deutlich erkennbaren Prager Stadtansicht - eine Zeppelin-Fabrik dem Erdboden gleich gemacht. Das britische und deutsche Reich beschuldigen sich gegenseitig. Ein Krieg scheint unausweichlich. Der britische Secret Service unter einem gewissen Mister M rekrutiert daraufhin Allan Quartermain (Sean Connery) als eine Art nostalgisch-weisen James Bond. Ihm zur Seite stehen ein unsichtbarer Einbrecher, Kapitän Nemo, Dorian Gray, die Halb-Vampirin Mina Harker, Dr.Jekyll/Mr. Hyde und als Zugeständnis ans amerikanische Publikum, Spezial-Agent Tom Sawyer - ernsthaft! Mit diesen Literatur-Zitaten kann der Film allerdings nichts anfangen. Die Figuren werden - außer Quartermain - schemenhaft abgehandelt und lustlos den Ereignissen übergeben. Gegen die Eindimensionalität der Charaktere wirkt ein historischer Action-Film wie Der Fluch der Karibik mit seinen schön gezeichneten Personen wie ein französisches Kammerspiel. Diese Liga darf nicht menscheln. Wie Maschinen hetzt das Team von London nach Venedig, um ein politisches Attentat und den Untergang der Stadt zu verhindern. Das gelingt nur zur Hälfte. Ein beträchtlicher Teil der Lagunen-Metropole versinkt in den Fluten, vielleicht auch, weil das in seinen Ausmaßen monströse Unterseeboot Nautilus an den Fundamenten schabt. Unter den Blockbustern diesen Jahres ist Die Liga ... einer der schwächsten. Eine logisch nicht geschlossene Handlung, lächerlich übertriebene Effekte und die tragisch verkürzte Personendarstellung machen aus dem ehrgeizigen Projekt einen Rohrkrepierer.
Ulf Lippitz
The League Of Extraordinary Gentlemen, US 2003, R: Stephen Norrington, B: James Dale Robinson, nach den Comics von Alan Moore und Kevin ONeill, K: Dan Laustsen, D: Sean Connery, Naseeruddin Shah, Peta Wilson, Tony Curran, Stuart Townsend
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