»SCHARFE TÄUSCHUNG«

Das Verhör

Keine neue Idee, aber nett ausgeführt

Zwei Polizisten, ein Verdächtiger, John Walter Wayland (Tim Roth), in einem Mordfall. Ein Lügendetektor soll seine Schuld und die gute Nase der beiden Detektive Kennesaw (Michael Rooker) und Braxton (Chris Penn) beweisen. Doch ihr Gegenüber erweist sich als harte Nuß: Wayland, ausgestattet mit hohem IQ und Psychologiestudium, führt die beiden Polizisten durch neue, revidierte "Geständnisse" immer wieder auf falsche (und richtige) Fährten und spielt sie durch Wissen über ihr Privatleben (Kennesaws Eheprobleme und Braxtons Spielschulden) gegeneinander aus. Der zweite Film der Pate-Brüder (nach ihrem Debüt The Grave ) wird streckenweise Opfer seiner eigenen Ambitionen: Zu viele - zweifelsohne gute - Ideen und Handlungsstränge werden in die 100 Minuten gepreßt. Wayland zum Beispiel: nicht nur Psycho-Duellist im Verhör, nö, auch noch Epileptiker mit Drogenproblemen, einer gestörten Vaterbeziehung und Halbweltverbindungen.
Die Ideen werden zwar atmosphärisch großartig eingeführt (mit Rückblenden und vielen Kameraspielereien des Veteranen Bill Butler), jedoch selten zu einem integralen Ende gebracht. So wird das Verwirrspiel Waylands um Lüge und Wahrheit auch zum Verwirrspiel für den Zuschauer. Der gezwungene Schluß ist typisch: zum einen Teil lächerlich (Kennesaw macht auch einen Detektortest und wird von Wayland verhört!), zum anderen aufgesetzt und unlogisch (Pseudo-Showdown inklusive Waffenrumfuchteln). Ansonsten macht Liar Spaß und läßt für die Zukunft der Pates hoffen; sie müssen es nur noch schaffen, ihre ganzen Ideen in einer geradlinigen Story zu bündeln, den Rest beherrschen sie bereits. Außerdem freut es immer, den gewohnt guten Michael Rooker ( Henry - Portrait of a Serial Killer ) auf der Leinwand zu sehen, und über die schauspielerischen Qualitäten von Penn und Roth läßt sich eh nicht streiten.

Felix Seifert