»LEBEN UND LIEBEN IN L.A.« Altmännchen »Short Cuts« in der Lenor-Fassung Als Robert Altman 1993 mit Short Cuts die geschlossene Erzählweise zugunsten einer lockeren Episoden-Struktur auflöste, war das der Einsicht geschuldet, das die Welt und die Menschen in ihr zu kompliziert sind, um sie in konventionellen Dramaturgien einzusperren. Altmans virtuos erzähltes Sittengemälde der 90er rief viele Nachahmungstäter auf den Plan, und P.T. Andersons Magnolia war vielleicht der erste Film, der es mit Short Cuts aufnehmen konnte. In Willard Carrolls Leben und Lieben in L.A. lässt sich nun eindrücklich studieren, wie das Altman-Konzept in der Hollywood-Maschinerie auf den Hund gekommen ist. Scheibchenweise serviert Carroll eine Handvoll Stories über das schwierige Paarungsverhalten neurotischer Großstädter. L.A. ist hierfür eine bewährte Kulisse, denn in der Stadt ohne Zentrum leben die Menschen besonders hübsch aneinander vorbei. Prototypisch werden verschiedene Beziehungsmodelle vorgeführt: Gracie (Madeleine Stowe) ist von ihrer Ehe angeödet und frönt dem sexuellen Pragmatismus mit kontrollierten Seitensprüngen. Die attraktive Quasselstrippe Joan (Angelina Jolie) hüpft von einer Party zur nächsten und beißt sich ausgerechnet an dem schweigsamen Keenan (Ryan Phillippe) fest, der sie vehement verschmäht. Martin Schwickert
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