THE LEGO MOVIE (3D)

Klotzen und Keckern

Der Film zum Baukasten ist ein Fest für Klischee-Kenner

Vor vielen Jahren entdeckten Film-Fans das kreative Potential der LEGO-Bausteine. Und der 1978 dazuerfundenen Minifiguren. Nicht nur in Deutschland wurde das Studentenprojekt "Die Helden von Bern" berühmt, international wurden die sogenannten "Brickfilms" ein Renner und bald kam auch die Spielzeugfirma darauf, ihre Männchen in Computerspielen und Fernsehserien zu vermarkten. Zwar nicht mehr in Stop-Motion sondern voll computergeneriert, aber oft noch unter Verwendung des LEGO-Prinzips, aus einfachen Grundelementen wechselnde Gegenstände zusammensetzen und gern auch im Verlauf der Handlung wieder in Einzelteile zerlegen zu können.

Kein Wunder also, dass die Hauptbedrohung im ersten abendfüllenden LEGO-Spielfilm ein Bösewicht ist, der alle Elemente der Welt zusammenkleben will. Das wäre das Ende des spielerisch kombinatorischen Universums. Wunderlicher schon eher, dass der Fiese ein Firmenchef namens Präsident Business ist, was der trustartigen Verflechtung von Spiele- und Filmindustrie einen komisch selbstkritischen Unterton gibt. Zumal LEGO passend zum Film 17 auf Spielfilmszenen basierende Bausätze und Minifiguren herausbringen wird. Der widerwillige Held aber gerade durch den Film aus einem Bausatz-Leben befreit wird, in dem er super-durchschnittlich, komplett regeltreu und ohne Freunde und Eigenschaften als Klötzchenstapler vor sich hin werkelt.

Bis er über die Heroine Wyldstyle stolpert, die ihn für den Auserwählten hält, der die LEGO-Welt vor dem finalen Zusammenbacken retten wird. Matrix revisited.

Schon wenn Emmet, unser Plastik-Alter-Ego, früh im Film von einem Männchen verhört wird, dass im Kopfumdrehen als guter oder böser Cop auftritt, und im Original von Liam Neeson gesprochen wird, genießen wir den Überschuss an kulturellen Referenzen.

Locker in der Hüfte und steif im Knie wie jeder LEGO-Mann marschiert Emmet, der Loser, streng nach dem Gesetzen der Heldenreise von einer Katastrophe in die nächste. Und durch eine bunte Vielzahl von LEGO-Themenwelten im geheimen Untergrund, die der böse Business am Beginn seiner Karriere streng voneinander trennte. Es war ihm ein Gräuel, dass Piraten ihre Schiffe zu Ritterburgen umbauten, dass Einhörner Kuchen aus Kakteen bauten und überhaupt alles möglich war. So errichtete er Mauern zwischen den Fantasiereichen und plant nun, im nächsten Schritt allen Klötzchen an die Noppen zu gehen, jeden Umbau zu verhindern, die Welt erstarren zu lassen.

Nur der legendäre Master-Builder könnte noch helfen, aber Emmet ist so fantasielos, dass er nicht mal ein Auto bauen kann, wenn er keine Räder im Bausatz findet. Erstaunlich, dass der LEGO-Konzern eine solche Fundamentalkritik an sich selbst zulässt, verschwand doch, wie Puristen sagen, schon mit der Einführung des Dachsteins die Fantasie aus dem System. Die damals noch "Phantasie" geschrieben wurde.

Konsequenterweise muss Emmet das Rekombinieren lernen, den kreativen Einsatz eines Wagenrads als Hut oder umgekehrt. Erstaunlicherweise gelingt die Lektion, obwohl der ganze Film ja überhaupt nicht aus LEGO-Bauteilen besteht, sondern im Computer entstand. Aber sorgsam achteten die Tricktechniker darauf, dass feurige Explosionen oder gar die Wassertropfen einer Dusche so aussehen, als seien sie aus Spritzgussplastik. Und noch viel erstaunlicher darf sich das Drehbuch durch Dutzende von Filmzitaten hampeln, von Star Wars bis Transformers und zugleich den finalen Kitsch-Dreh vorbereiten, dass wir alle der Auserwählte sind. Dass Bauanleitungen des Teufels sind. Dass jeder machen können soll, was er will. Sogar Will Ferrell, der am Ende auch als Erwachsener etwas lernt.

Wing

USA 2014. R: Phil Lord, Christopher Miller B: Dan & Kevin Hageman, Phil Lord, Christopher Miller K: Barry Peterson, Pablo Plaisted. 100 Min.