»DER LEGIONÄR« Sandkasten-Spiele
Jean-Claude Van Damme in der Wüste. Daß Van Dammes mimische Ausdrucksfähigkeiten äußerst begrenzt sind, hat er in 28 drittklassigen Filmen immer wieder bewiesen. Diesen offenkundigen Mangel hat der belgische Action-Star in seinem filmischen Gesamtwerk durch intensiven Körpereinsatz kompensiert. Van Damme ist einer der wenigen europäischen Schauspieler, die auf dem Terrain asiatischer Kampfkunsttechnik mithalten können, und im Gegensatz zu seinen männlichen Berufskollegen hat er nie gezögert, seinen wohlgeformten Körper zum voyoristischen Verzehr anzubieten. Die zahlreichen Fans verzichteten gerne auf schauspielerische Feinheiten, wenn dafür das nackte, durchtrainierte Muskelfleisch des Helden ins Bild gerückt wurde. Auch in Peter MacDonalds Der Legionär gibt die Kamera für wenige Sekunden den Blick auf den vollständig entkleideten Luxuskörper frei, um ihn danach allerdings für immer in einer Militäruniform verschwinden zu lassen. Im Marseille der 20er Jahre spielt Van Damme einen Boxchampion, der sich entgegen der Vereinbarungen mit mafiosen Dunkelmännern weigert, während des Titelkampfes freiwillig zu Boden zu gehen. Er siegt und flüchtet sich vor den mordlustigen Verfolgern in die französische Fremdenlegion. Dort erwarten ihn sadistische Ausbilder, gute und böswillige Kameraden, endlose Märsche durch heißen Wüstensand und säbelschwingende Eingeborene. Etwas hilflos versucht Regisseur Peter MacDonalds den Fremdenlegionärsfilm der 30er Jahre wiederzubeleben. Klassiker wie von Sternbergs Marokko dienten offensichtlich als Schablone, aber so einfach läßt sich der exotische Reiz des antiquierten Wüstendramas nicht in die tourismuserprobte Jetzt-Zeit transportieren. Die Schlachten zwischen schmucken Legionären und marodierenden Arabern wirken wie Sandkastenmanöver mit Zinnsoldaten. Allzuoft greift der Tonmeister ganz tief in den Orchestergraben, was die Peinlichkeit der Inszenierung wirkungsvoll verstärkt. Wenn van Damme in Christopherus-Pose den erschöpften Soldaten auf den Schultern durch den brennenden Wüstensand schleppt, beschwört der Film altbackenes Kameradschaftspathos und überkommene Landser-Romantik.
Martin Schwickert
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