I AM LEGEND
Schwarzer Jäger, weißes Herz
Will Smith spielt Charlton Heston nach. Großwildjagd in Manhattan. Robert Neville (Will Smith) hat den Rehbock, der zwischen den verlassenen Autos auf der verwucherten Fifth Avenue grast, fest im Visier, als ein Löwe ihm zuvor kommt und das Wild zur Strecke bringt. New York war im Kino schon immer ein gefährliches Pflaster, aber in Francis Lawrences I Am Legend mutiert der Big Apple zu einem Großstadtdschungel im wortwörtlichen Sinne. Vor drei Jahren - so will es das Science-Fiction-Setting - hat ein aggressives Virus die Menschheit ausgerottet. Nun streift der letzte Überlebende, der immun gegen die Seuche ist, allein durch die menschenverlassene Millionenmetropole. Manch einem Kinogänger kommen die Bilder bekannt vor, denn erst vor fünf Jahren irrte Cillian Murphy in Danny Boyles Zombieparabel 28 Days Later in einem ähnlich strukturierten Plot durch das menschenleere London. Plagiatsvorwürfe sind jedoch nicht angebracht, da sich I Am Legend auf einen Science-Fiction Roman aus dem Jahre 1954 beruft, der 1964 mit Vincent Price und 1971 mit Charlton Heston (als Marathon Man ") verfilmt wurde). Nun schlüpft Will Smith in die Rolle des letzten Mannes auf Erden. Wie der Drehbuchzufall es will ist Neville nicht nur ein durchtrainierter Soldat, sondern auch ein ausgebildeter Virologe. Im Keller seines verbarrikadierten Hauses forscht er nach einem Mittel gegen die Seuche, die freundliche Mitmenschen in kannibalistische Bestien verwandelt. Über Funk sendet Neville tagtäglich seine Botschaften aus, in der Hoffnung, irgendwo da draußen noch ein nicht-infiziertes menschliches Wesen zu finden. Dabei kommuniziert der einsame Großstadtritter mit seinem Schäferhund und einigen Schaufensterpuppen. Gerade als Neville alle Hoffnung begraben will, taucht eine andere Überlebende auf. In der ersten Stunde überzeugt I Am Legend durch seine detailreichen Großstadtansichten vom menschenleeren Manhattan, in denen die Pixelmeister ein enormes Maß an Realismus erreicht haben. Auch Will Smith beweist als schauspielerischer Einzelkämpfer eine darstellerische Spannbreite, wie man sie bisher bei ihm nur selten erlebt hat. Dann hat man sich an den fulminanten Kulissentricks, der gut dosierten Action-Sequenzen, den wütenden Zombies und dem professionellen Alleinunterhalter irgendwann satt gesehen. Und so fallen eben doch der niedrige geistige Brennwert und die fehlenden dramaturgischen Entwicklungsmöglichkeiten der Geschichte auf. Zu sehr ist die Story auf das Heldentum des Superstars ausgerichtet, als dass der Film einen eigenen intelligenten Subtext entwickeln könnte. Besonders peinlich ist das Finale geraten, in dem sich der Einzelkämpfer zur Rettung der Menschheit frei nach dem Vorbild der Gotteskrieger selbst in die Luft sprengt. Trotzdem hat das Publikum Will Smith als Erlöser der Menschheit seinen Segen gegeben. An den US-Kinokassen hat der Film in den ersten drei Wochen sensationelle 212 Millionen Dollar eingespielt.
Martin Schwickert
USA 2007 R: Francis Lawrence. B: Mark Protosevich , Akiva Goldman. K: Andrew Lesnie. D: Will Smith, Alice Braga, Charlie Tahan
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