Monsieur Lazhar Nach dem Tod Der anrührend traurige Film über einen algerischen Aushilfslehrer in Kanada war 2012 für den »Oscar« nominiert Die nette Lehrerin hat sich umgebracht, in ihrem Klassenzimmer. Die Rektorin sucht händeringend nach einer Vertretung, um die 12-jährigen Schüler der Klasse zu übernehmen, die alle traumatisiert sind. Da steht wie aus dem Nichts Monsieur Lazhar in der Tür und bietet sich an. Er sei schon Lehrer in Algerien gewesen und jetzt in Kanada eingebürgert. Trotz einiger Zweifel schickt ihn die Rektorin in die Klasse. Monsieur Lazhar unterrichtet. Von Anfang an schleicht sich eine Irritation in den Film von Philippe Falardeau, die Monsieur Lazhar bis zum Ende nicht vollständig auflöst. Der freundliche Bachir Lazhar ist offensichtlich durch ein Erlebnis in seiner Heimat selbst traumatisiert worden, und hinter dem Tod der Lehrerin steckt mehr, als die beiläufige Einführung uns weißmachen will. Mit großer Zurückhaltung und Sensibilität (und fantastischen Darstellern) beobachtet der Film die Annäherung zwischen den kanadischen Schülern und einem Emigranten, der vieles nicht versteht. Er darf nicht Balzac für Diktate nutzen, er darf Schülern keine Kopfnuss verpassen, er darf sie nicht anfassen, schon gar nicht umarmen. Der Sportlehrer beklagt, dass er nicht mehr wisse, wie er noch Geräteturnen lehren soll, wenn er seine Schutzbefohlenen nie auch nur berühren darf. Einem Theaterstück folgend, hat Monsieur Lazhar keine Lösung, keine Antworten, kein Happy End. Die Welt der Kinder bleibt so rätselhaft wie die der Erwachsenen. Der Film versucht erst gar nicht, durch aufgeplusterte Biografien der einzelnen Figuren erklären zu wollen, warum die Welt meistens ein trauriger Ort ist. Am Ende kommt raus, wer Monsieur Lazhar wirklich ist. Vorher hat er seiner Klasse, die ihn inzwischen innig verehrt, eine seiner eigenen Geschichten zum gemeinsamen Korrekturlesen überreicht. Sie handelt von Tod und Abschied. Nur eine seiner Schülerinnen versteht den Sinn dieser Geschichte. Sie umarmt am Ende Bachir Lazhar. Thomas Friedrich Bachir Lazhar. Kanada 2010 R & B: Philippe Falardeau; nach dem Theaterstück von Evelyne de la Chenelière K: Ronald Plante D: Mohamed Fellag, Sophie Nélisse, Émilien Néron, Danielle Prouix
|