LARS UND DIE FRAUEN Liebe aus Silikon Lars' Braut ist eine Gummipuppe - und alle finden das in Ordnung. Das ist Bianca" stellt Lars (Ryan Gosling) die neue Freundin vor. Die Kamera schaut in die fassungslosen Gesichter seines Bruders Gus (Paul Schneider) und dessen Frau Karin (Emily Mortimer). Sie hatten sich mit aufrichtiger Übertriebenheit gefreut, als Lars ihnen von seiner neuen Bekannten erzählte. Schließlich ist der jüngere Bruder extrem kontaktscheu und lebt vollkommen zurückgezogen in der umgebauten Garage des Elternhauses, das Gus und Karin nach dem Tod der Vaters bezogen haben. Die Einladungen zum Abendessen schlägt Lars aus, und auch die schüchternen Avancen seiner Arbeitskollegin wehrt er schüchtern ab. Und nun sitzt er mit einer lebensgroßen Sexpuppe bei ihnen auf dem Sofa. Die Silikonfrau mit den großen Mund und den enormen Brüsten ist, so erfahren die Eheleute von Lars, streng gläubig und soll deshalb auch oben im Gästezimmer und nicht hinten in seinem Apartment wohnen. Wenigstens bis zur Hochzeit. Am nächsten Tag fahren sie zu viert zur Psychologin (Patricia Clarkson), die dazu rät die synthetische Verlobte zu akzeptieren. "Es gibt einen Grund, warum Bianca in der Stadt ist" sagt sie mit vieldeutigem Blick. In der kleinen Stadt kennen alle Lars und seine Lebensgeschichte. Die Mutter starb bei der Geburt und der Junge wuchs bei seinem schwer depressiven Vater auf. Der Bruder ist mit sechzehn von zu Hause abgehauen und hat Lars seinem Schicksal überlassen. Man beschließt, die neue Freundin aus therapeutischen Gründen in die Gemeinde aufzunehmen, und so sitzt die Gummibraut auch schon bald auf der Kirchenbank, wird zu Partys eingeladen und bekommt sogar einen Aushilfsjob beim lokalen Frisör. Natürlich wirkt das provinzielle Gemeindeleben, so wie es Regisseur Craig Gillespie in Lars und die Frauen darstellt, etwas weichgezeichnet. Von dem harmoniesüchtigen Setting abgesehen entfaltet der Film seinen ganz eigenen Charme. Denn die Veränderungen, die der soziale Eigenbrötler durch die Beziehung zur Gummipuppe und vor allem durch die Akzeptanz der Umgebung macht, werden durchaus glaubwürdig dargestellt. Für keine Sekunde verrät Ryan Gosling mit seinem perfekt ausbalancierten Spiel die schräge Figur an billige Lustspiel-Klischees, und auch die Nebenfiguren werden mit der gleichen Genauigkeit gezeichnet. Es sind vor allem die überzeugenden schauspielerischen Leistungen, die den angenehm entspannten Grundton bestimmen, mit dem Lars und die Frauen auf eine sympathische und menschenfreundliche Weise über die Durchlässigkeit von Normalität und Wahnsinn nachdenkt. Martin Schwickert Lars and the Real Girl. USA 2007 R: Craig Gillespie B: Nancy Oliver K: Adam Kimmel D: Ryan Gosling, Emily Mortimer, Paul Schneider
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