K-PAX - ALLES IST MÖGLICH

Kevin allein zu Haus

Mr. Spacey ist ein Alien

Vor gut zwanzig Jahren hat Jeff Bridges einen Ausserirdischen gespielt, der Aussehen und Identität eines Verstorbenen annahm. Nun nähert er sich dem Phänomen von der anderen Seite. Als Starpsychologe Dr. Powell trifft er auf einen schlecht rasierten Patienten, der ebenso sanft wie nachdrücklich behauptet, ein Alien und hier nur auf der Durchreise zu sein, wobei er mir beträchtlichem Appetit Bananen verzehrt. Mit Schale.
Prot (Kevin Spacey) kommt nach eigenen Angaben von einem 1000 Lichtjahre entfernten Planeten mit dem doch ziemlich bescheuerten Namen K-Pax. Dort sei es, wie er höflich Auskunft gibt, um einiges dunkler als auf der guten alten Erde, die er deshalb durch eine Sonnebrille mit gleichbleibend gelassener Freundlichkeit zu betrachten vorzieht (Kevin Spacey verzichtet mutigerweise für einen Großteil des Filmes auf das Ausdrucksvermögen seiner Augen).
Und tatsächlich scheint dieser merkwürdige Mann über nicht-menschliche Fähigkeiten zu verfügen: Er kann mit bloßem Auge ultraviolettes Licht wahrnehmen und hat einen unmenschlich niedrigen Blutdruck. Außerdem verfügt er über ein astrophysikalisches Wissen, das selbst Experten verblüfft. Natürlich wird diese verwirrte Person sofort in psychatrische Verwahrung überführt. Einzig die Anstaltsinsassen, auf die Prots Anwesenheit eine heilsame Wirkung hat, zweifeln nicht an seinen Aussagen. Die Zeit drängt, denn Prot tut freimütig kund, in einigen Wochen mit Überlichtgeschwindigkeit nach K-Pax zurückbeamen zu wollen. Dr. Powell sucht weiterhin hektisch nach einer ganz und gar irdischen, konventionell-psychologischen Erklärung für Prots Verhalten, die er im Zusammenhang mit einem fünf Jahre zurückliegenden Mordfall gefunden zu haben glaubt.
Ist Prot tatsächlich nicht von dieser Welt, oder ist er nur eine verletzte Seele, die sich in eine vollkommene Wahnvorstellung gerettet hat? Der Film bezieht zu dieser Frage nicht endgültig Stellung, ein letzter Zweifel bleibt. Darin und in der bewußt untechnischen Darstellung des Science Fiction-Themas liegt die große Stärke des Films, der ansonsten leider zu viele Klischees des besonders wertvollen amerikanischen Familienfilms repetiert: Der hart arbeitende Herr Doktor vernachlässig seine Familie schmählich, besinnt sich unter Prots Einfluß jedoch und versöhnt sich sogar mit seinem verstoßenem Sohn. Seine Frau versteht zwar die Faszination, die von Prot ausgeht, für sie ist es allerdings ungleich wichtiger, dass ihr Mann rechtzeitig zum Abendessen nach Hause kommt.
Die psychologische Erklärungsebene ist schlicht zu vorhersehbar und die stereotypen Anstaltsinsassen lassen K-Pax wie eine Mischung aus Einer flog über das Kuckucksnest und Zeit des Erwachens wirken.

Anna Diercks

USA/GB/D 2001. R: Ian Softley. B: Charles Leavitt. K: John Mathieson. D: Kevin Spacey, Jeff Bridges, Mary McCormack, Alfre Woodard