KLEINE TRICKS

Sommer in Polen

Ein Märchen für kleine Jungs

Goldig liegt die Sonne über der kleinen Stadt, putzig pufft der Vorortzug in den kleinen Bahnhof ein und die Welt scheint sehr in Ordnung zu sein. Wenn nicht der siebenjährige Stefek da so einsam herum säße und Fragen stellte. Sieht der Mann da vorne nicht aus wie der Vater, der ihn, Mutter und Schwester vor vielen Jahren verließ? Warum kann er nicht die Tauben des Nachbarn zum Fliegen bringen, wenn ihr Gehege aufsperrt? Weshalb trifft er nie den Papierkorb, wenn er mit der Brötchentüte nach ihm wirft? Ist alles Zufall? Gibt es einen Zauber?

Behutsam baut Andrzej Jakimowski eine heitere Sozialkomödie mit Laiendarstellern und zum Teil heimlich mitgefilmten Szenen zusammen, die einerseits das kleine, realistische Glück im Winkel feiert und andererseits eine Art magische Maschine in Gang setzt, die auf erstaunlichen Umwegen alles besser machen könnte.

Mehrmals wiederholt sich das Motiv vom kleinen Eingriff mit ungeahnten Folgen. Als er etwa auf dem Parkplatz des Supermarkts einen fliegenden Obsthändler beobachtet, dem niemand etwas abkaufen will, stellt seine Schwester einen Einkaufswagen daneben ab. Kunden kommen, schließen ihren da an und kaufen, wo sie schon mal da sind, dem armen Mann schnell die Kiste leer.

Oder: Immer hält der Zug genau an der Stelle des Bahnsteigs, an der Stefek einen Spielzeugsoldaten aufgestellt hat. Also setzt er dessen Halte-Magie ein, um seinen vermuteten Vater am Abreisen zu hindern. Das gelingt und geht dann doch ganz anders aus als geplant.

Erstaunlich schlüssig fügt sich ein Dutzend Nebenhandlungen voller kleiner Tricks zu einer Domino-Kaskade der Schicksalsverbesserung. Sogar die Tauben, die Stefek nach vielen Versuchen doch noch zum Fliegen bringt, und das Geheimnis der Brötchentüte vom Anfang wirken schliesslich daran mit. Nur wie es ausgeht, erfahren wir nicht. Zum Glück, sonst bräche das kleine Sommermärchen wohl unter zuviel Optimismus zusammen.

Wing

Sztuczki. P 2007, R + B: Andrzej Jakimowski K: Adam Bajerski D: Damian Ul, Ewelina Walendziak, Rafal Guzniczak