»KIRA - DOGMA 7« Bloß nicht Wackeln
Dänische Love Story nicht nur für verrückte Film-Puristen Schön, dass die Methode nicht zur Masche wird. Ole Christian Madsen hat das Dogma -Evangelium nach Lars von Trier gelesen - und seinem Kameramann dann strikt verboten, sinnlos herumzuwackeln. Anschliessend hat er mit seinen beiden Hauptdarstellern einen Monat geprobt, hat sie beim Dreh ständig improvisieren lassen - und nahm am Ende aus 120 Stunden Material genau die Szenen für den Film, die schon vorher im Skript standen. Den grossen Rest hat sich der Regisseur meist nicht mal angesehen, "sonst wären fünf verschiedene Filme herausgekommen". Kira, Mitte 30, verheiratet, 2 Kinder, kommt aus der Psychiatrie - Mads, Mitte 30, beendet hastig ein Verhältnis mit Kiras Schwester, und holt die Mutter seiner Söhne nach Hause. Alles soll wieder normal werden. Wird aber nicht. Mads, leise, zurückhaltend, darauf bedacht, nur keinen Fehler zu machen, liebt seine Kira offensichtlich - Kira, wild zur Rückeroberung des Alltags entschlossen, liebt ihren Mads unter Tränen. Beide bringen sich einfach nicht ohne Missverständnisse zusammen und kommen nicht ohne Herzweh auseinander. Ausserdem sind da noch die Kinder. Drei. Drei? Langsam zeigt sich unter dem manchmal fast bis zur Unerträglichkeit intensiven Spiel der Darsteller eine verschüttete Vor-Geschichte. Etwas ist passiert, etwas das, anders erzählt, nach Soap-Opera röche. Auch die zuweilen klischeenahen Reaktionen der Figuren auf ihre gegenseitigen Anschuldigungen und Versöhnungsangebote - würde nicht die Dogma-Handkamera dabei "unverstellt" zugucken, es wäre bloß TV-Standard. Tatsächlich drehte Ole Madsen vor Kira Dänemarks zur Zeit teuerste TV-Serie, seine Hauptdarsteller hat er von da mitgebracht, aber den Stil geändert. Jetzt machen uns Stine Stengade und Lars Mikkelsen nicht im Fernsehschrank die grosse Geste vor, sondern wir sitzen heulend mit den beiden auf der Bettkante. Wir fühlen die Falten im Bezug, Kiras Zigarettenrauch beisst einem ins Auge, Mads' hilfloser Schlag trifft uns ins Gesicht. Und dass zweimal ein "Fest" inszeniert wird, ist vermutlich eigentlich verbotene Meta-Dogma-Ironie.
WING
En Kaerlighedshistorie. Dän. 2001, R&B.: Ole Christian Madsen, K: Jörgen Johansson, D: Stine Stengade, Lars Mikkelsen
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