KING OF CALIFORNIA Alte Schätze
Mike Douglas als Späthippie Vollbart, struppiges Haar, wirrer Blick - in King of California verwandelt sich Michael Douglas in eine Art Hippie-Hutzelmann, dem man schon von Weitem ansieht, dass er nicht mehr ganz von dieser Welt ist. Sein Charlie ist einer, der von jedem Polizisten sofort nach dem Personalausweis gefragt wird. Einer, auf den Sicherheitsbedienstete mit schnellen Schritten zugehen und in militärischem Ton fragen: "Kann ich Ihnen helfen?", obwohl das, wie Charlie richtig bemerkt, das Letzte ist, was sie tun wollen. Zwei Jahre lang war Charlie in der Psychiatrie, und das nicht zum ersten Mal. Als die 16jährige Tochter ihn abholt, sieht sie dem Wiederauftauchen des manisch-depressiven Vaters mit gemischten Gefühlen entgegen. Gerade hat Miranda (Evan Rachel Wood) ihr Leben in geordnete Bahnen gelenkt, die Schule gegen einen Job in einem Fast-Food-Restaurant eingetauscht und über Ebay sogar ohne Führerschein einen eigenen Wagen erstanden. Mit Charlies Entlassung wird das Chaos wieder in ihr Leben zurückkehren. Schon ein paar Tage später rückt der Vater mit Metalldetektor und Schaufel aus, um einen Schatz aus dem 17. Jahrhundert ausfindig zu machen, den ein spanischer Konquistador, dessen Tagebücher Charlie in der Psychiatrie gründlich studiert hat, in diesem Landstrich vergraben haben soll. Natürlich hält Miranda die Schatzsuche für eine weitere versponnene Idee, aber dem Borderline-Charme ihres manischen Erziehungsberechtigten kann auch sie sich nicht entziehen. Und so machen sich die beiden auf durch die trostlos verbauten Landschaften Kaliforniens. Wunderbar setzt Regisseur Mike Cahill in seinem Kinodebüt den Widerspruch zwischen der Magie verwunschener Schatzsucher-Fantasien und der abtörnenden Tristesse nordamerikanischer Stadtrandbebauung in Szene. Durch eine Wüste aus Shopping-Malls und Eigenheimsiedlungen arbeiten sich Vater und Tochter, auf der Suche nach ihrer Version des amerikanischen Traums. Schließlich wird der Standort des Schatzes ausgerechnet unter dem Betonfundament eines Baumarktes ausgemacht, dem die Glückssucher mit schwerem Heimwerker-Gerät zuleibe rücken. Michael Douglas knüpft mit King of California nahtlos an seinen schrulligen Auftritt in Wonderboys an und zeigt, dass er den Mut zu Experimenten nicht verloren hat. Seine Performance hilft der Schatzsucher-Geschichte, die die Uniformität moderner amerikanischer Lebensentwürfe augenzwinkernd ironisiert, auch über so manche dramaturgische Durststrecke hinweg. Durchgehend überzeugend ist die wechselhafte Beziehung von Vater und Tochter gezeichnet, in der das elterliche Fürsorgeverhältnis umgedreht wird und der Vater jene kindliche Freude entwickelt, die der Tochter durch das erzwungene frühe Erwachsenwerden verloren gegangen ist.
Martin Schwickert
USA 2007 R&B: Mike Cahill K: James Whitaker D: Michael Douglas, Evan Rachel Wood, Willis Burks II
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