Die Kinder von Paris Eine andere Geschichte Auch die französische Polizei beteiligte sich an der Juden-Jagd der Nazis Am Morgen des 16. Juli 1942 fahren die Mannschaftswagen vor. Uniformierte springen heraus, stürmen in die Hinterhöfe, treten Wohnungstüren ein und verhaften in Paris innerhalb weniger Stunden 13.152 Juden. Das besondere an dieser konzertierten Aktion: die Sturmkommandos tragen nicht die deutsche SS-Montur, sondern die Uniform der französischen Polizei, die im Auftrag der Besatzungsmacht die Razzia organisiert und durchgeführt hat. Über viele Jahrzehnte war diese Nacht in Frankreich ein Tabuthema. Erst 1995 räumte der damalige Staatspräsidenten Jacques Chirac öffentlich eine Mitschuld Frankreichs an der Razzia und der nachfolgenden Deportation ein. Nun hat die Filmemacherin Rose Bosch mi das verdrängte Kapitel der französischen Geschichte in ein episches Kinoformat gebracht. Nach der Razzia wird der Großteil der Verhafteten in einer Radsporthalle zusammengepfercht. Hierher wird die Rot-Kreuz-Schwester Annette Monod (Mélanie Laurent) beordert, die zusammen mit dem jüdischen Arzt David Sheinbaum (Jean Reno) eine notdürftige medizinische Versorgung gewährleisten soll. Das Betreten des riesigen Velodroms, in dem Tausende Menschen ohne Nahrung und Wasser eingesperrt sind, gehört zu den stärksten Szenen des Films, weil hier eindrückliche Bilder für die Unfassbarkeit des mörderischen Unternehmens gefunden werden. Historisch genau und gleichzeitig hochemotional schildert Bosch die Ereignisse. Auch wenn dabei gelegentlich die Kitschgrenze überschritten wird, zeigt der Film das weite Spektrum von Kollaboration und Widerstand, mit der die französische Bevölkerung auf die Verfolgung der Juden reagiert hat. Von der aufopferungsvollen Krankenschwester über gewissenlose Befehlsempfänger bis hin zu überzeugten Antisemiten. Neben der eher vordergründigen emotionalen Betroffenheit besteht die eigentliche Qualität von Boschs Film darin, dass er zeigt, dass es auch in einer solch zugespitzten repressiven Situation auf die persönliche Gewissensentscheidung und die eigene Verantwortungsfähigkeit ankommt. Martin Schwickert La Rafle F 2010 R & B: Rose Bosch K: David Ungaro D: Jean Reno, Mélanie Laurent, Gad Elmaleh
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