KILLSHOT

Gefühl und Härte

Im Zuge der Rourke-Mania kommt dieser liegengebliebene Krimi ins Kino

Keine Spuren. Keine Zeugen. Der Auftragskiller Blackbird (Mickey Rourke) ist ein Mann mit klaren Prinzipien. Seit Jahrzehnten arbeitet er freiberuflich für die Mafia im kanadischen Toronto. Nun will sich der betagte Hitman langsam am Ort seiner Kindheit in einem Indianerreservat zur Ruhe setzen, als er auf den Nachwuchskriminellen Richie Nix (Joseph Gordon-Levitt) trifft.

Gegen alle professionelle Vernunft lässt sich Blackbird darauf ein, mit dem Hitzkopf einen Immobilienmakler zu erpressen. Der erste Schutzgeldtermin endet im Fiasko. Carmen (Diane Lane) und Wayne Colson (Thomas Jane) erkennen die beiden flüchtenden Täter und werden vom FBI im Zuge des staatlichen Zeugenschutzprogramms von Michigan nach Missouri umgesiedelt.

Im unfreiwilligen Exil versucht das kriselnde Ehepaar seine Beziehungstrümmer neu zu ordnen, während das ungleiche Killer-Duo langsam ihre Spur aufnimmt.

Für die Verfilmung eines Romans des Pulp-Krimi-Meisters Elmore Leonard ist der britische Regisseur John Madden ( Shakespeare in Love ) eine äußerst ungewöhnliche Wahl.

Anders als die Vorgängerfilme badet Killshot nicht in ultracoolen Gesten und besteht auf differenzierte Charaktere, die weit über ihre Plotfunktionen hinaus ausgemalt werden. Vor allem Rourke, der kürzlich erst in The Wrestler brillierte, überzeugt in der Rolle des halbindianischen Auftragmörders, der seinem Gewerbe mit einer gewissen Berufsmüdigkeit nachgeht.

Fast drei Jahre lang lag der Film im Regal und wurde mehrfach umgeschnitten.

Dass hier zu viele Köche im selben Topf gerührt haben, merkt man dem Film deutlich an. Nebenfiguren wie Rosario Dawsons Ganovenbraut oder auch der Beziehungskonflikt zwischen den kriselnden Eheleuten bleiben schemenhaft. Maddens Ambitionen, das Genre gegen den Strich zu bürsten, wurden offensichtlich im Schnittraum wieder zurück gestutzt.

Dabei hätte Killshot gerade durch die anvisierte Mischung von Gefühl und Härte aus dem üblichen Killer-Thriller-Format herausragen können, in das sich der Film nun etwas ungelenk einreiht.

Martin Schwickert

USA 2006 R: John Madden B: Hossein Amini nach einem Roman von Elmore Leonard K: Caleb Deschanel D: Mickey Rourke, Diane Lane, Joseph Gordon-Levitt