MY NAME IS KHAN

Heile Welt

Indiens Superstar rettet das Herz Amerikas

Shah Rukh Khan ist größer als Tom Cruise und Michael Jackson zusammen. Er spielte, sang und tanzte in über 60 Filmen und wurde weltweit zum dem Gesicht Bollywoods. Trotzdem wurde er 2009 für einige Stunden auf einem amerikanischen Flughafen festgehalten, weil der Name "Khan" auf einer Terroristen-Warnliste auftauchte.

Nun beginnt sein neuer Film an einem amerikanischen Flughafen, wo ein indischer Reisender bloß des Namens wegen festgehalten und durchsucht wird. Ein bisschen wohl auch wegen des ungewöhnlichen Reisezieles. Er will nach Washington, dem Präsidenten eine Botschaft bringen: "Ich heiße Khan und ich bin kein Terrorist".

Shah Rukh Khan spielt Rizvan Khan, einen Muslim aus Mumbai, der am Asperger Syndrom, einer milden Form des Autismus, leidet. Er kann Gefühle nicht erkennen, er leidet unter allerlei Tics und er ist sehr unglücklich in Amerika gestrandet, wo er jetzt als reiner Tor herumreist, um in herzensguter Naivität allen die Botschaft vom guten Menschen zu bringen. Am Ende auch dem Präsidenten. Aber die Reise dauert. Der Film dauert auch. Im Original fast drei Stunden, in der internationalen Fassung etwas über zwei, in der deutschen leider nur noch 107 Minuten.

Nach einer schweren Jugend in Indien zieht Khan nach Amerika, heiratet eine Frau aus einer Hindi-Familie (so wie der echte Khan auch) und erlebt erste Verstörungen, weil "richtige" Inder auf strenge Trennung der Religionen achten. Das Drama schürzt sich nach dem 9/11, als alle Muslime in Amerika unter Generalverdacht geraten. Gerade war Khans Welt noch bunt und bollywoodesk, ein paar Lieder erklangen, auf der Hochzeit wurde sogar ein bisschen getanzt, aber nun wird sein Stiefsohn des muslimischen Nachnamens wegen erschlagen. Die Familie zerbricht, Khan bricht auf zu seiner Odyssee.

In deren Verlauf werden die Erlösungsbilder immer größer. Anfangs schlägt sich Khan als genialer Bastler durch, der streikende Autos repariert, später heilt er allerlei Verwerfungen in der amerikanischen Seele. Er trauert mit Hinterbliebenen um im Irak gefallene Soldaten, er vereitelt einen islamistischen Anschlag, er rettet beinahe eigenhändig eine Kleinstadt vor dem Wüten von Hurrikan Katrina. All das und noch viel mehr, um in grenzenloser Einfalt die Welt besser zu machen, jeden Rassenhass zu überwinden und vielleicht in der gesundeten Welt zu seiner Frau zurückzufinden.

Das ist für das westliche Gemüt so viel zu viel, dass sich der Kitsch unaufhaltsam in echte Rührung verwandelt. Khan will nichts weniger als der Mensch in uns allen sein, der alle liebt und über jedes Hindernis hinweg zum Glück kommt. Wenn wir dann alle da sind, können wir ihn ja mal fragen, warum von allen Unterdrückten dieser Erde ausgerechnet Indianer nicht im Film vorkommen.

wing

I 2010. R: Karan Johar B: Shibani Bathija, Niranjan Iyengar K: Ravi K: Chandran D: Shah Rukh Khan, Kajol Devgan, Christopher B. Duncan, Jimmy Shergill