KATE & LEOPOLD

Bebende Nasenflügel

Ally McBeal meets Die Zeitmaschine

Der Charme einer längst vergessenen Ära bricht in Kate & Leopold in das New York des 21. Jahrhunderts ein. Alles wohl dosiert und ante 11. September. Unterschwellig grassiert bereits eine grosse Unsicherheit, aber die verdankt sich der Konsum-Sattheit und des emotionalen Mangels. Das Verhältnis war vor 100 Jahren dagegen umgedreht. Der hübsch gedrehte Film aus der Sparte "Romantic Comedy" kreuzt die Sinnfrage von Leben und Liebe mit einem zeit-kulturellen Clash.
Leopold (Hugh Jackman) trägt den Beinamen Duke of Albany und den Makel eines über 30jährigen Junggesellen im Jahr 1876. Sein Onkel tobt: Der Junge hat noch keine Ehefrau! Kate (Meg Ryan) müht sich im Jahr 2001 als Karriere-Werberin um Anerkennung und als gestresstes Single um das Vergessen ihres Stigmas: eine gescheiterte Beziehung mit einem, noch schlimmer, wenig erfolgreichen Tüftler (Liev Schreiber).
Gerade diesem Tüftler, Stuart, verdankt Kate die Begegnung mit Leopold. Er hat eine Zeitmaschine erfunden, mit deren Hilfe er eines Abends den unfreiwillig Mitgereisten Leopold in das New Yorker Appartment verfrachtet. Da Kate und Stuart übereinander wohnen, verfolgt sie jeden Schritt des Neuankömmling mit Argwohn - und natürlich zunehmender Sympathie. Es kommt wie es kommen muss, und das von Regisseur James Mangold ansehlich und unterhaltsam in Szene gesetzt: Leo sieht sich als moderner Denker des 19. Jahrhunderts mit der Glas- und Beton-Moderne des technologischen Zeitalters konfrontiert. Kate wähnt sich als uneinnehmbare Festung und bald als hoffnungslose Romantikerin. "Ally McBeal" meets "Die Zeitmaschine".
So ein hart an der Glaubwüdigkeit schlitternder Film wäre Sinkblei mit wenig krediblen Schauspielern. Aber Meg Ryan spielt mit überzeugender Verve. Es gibt eine Szene, in der sie Leopold um einen Tanz bittet: Zunächst ruft der Gedanke eines engen Tanzes Schrecken in ihr hervor, sie geht leicht auf Abstand und versucht sich mit einem kleinen Grinsen herauszuwinden. Aber dann tanzt sie doch und gibt sich immer mehr der Musik hin, geht auf in den Bewegungen und der Umarmung. Jawoll, das ist Schmalz, das ist ein nostalgischer Blick zurück und eine Flucht vor einer irgendwie erschreckenden Welt. Kate & Leopold ist hemmungslos altmodisch, banal und hoffnungsspendend. Das einzige, was hier erzittert, sind die Nasenflügel von Meg Ryan.

Ulf Lippitz

USA 2002, R: James Mangold B: Carrie Fisher/James Mangold K: Stuart Dryburgh, D: Meg Ryan, Hugh Jackman, Liev Schreiber