FLUCH DER KARIBIK 2
Fluchtimpuls Effekte statt Story - der Sommerkrawall dieses Jahres
Fluch der Karibik, die filmische Reinkarnation eines Piraten-Vergnügungsparks aus dem Hause Disney, spielte weltweit satte 654 Millionen Dollar ein. Im unvermeidlichen Sequel setzen Produzent Jerry Bruckheimer und sein Regisseur Gore Verbinski (The Ring) nun auf die Zugpferde, denen sie den Kassenerfolg zu verdanken haben. Zum einen Johnny Depp, der als Piratenkapitän Jack Sparrow im ersten Teil den eigentlichen Hauptfiguren die Show gestohlen hatte. Jetzt hat der schräge Oberseeräuber, den Depp in etwas angekiffter, grenztuntiger Manier verkörpert, deutlich mehr Spielzeit, während Orlando Bloom und Keira Knightley als romantisches Paar in den Hintergrund gedrängt werden.
Traten im ersten Teil die digitalen Monster erst im letzten Drittel des Filmes auf, sind sie nun ständige Begleiter der stotternden Filmhandlung. Die Besatzung des modrigen Schiffwracks Flying Dutchman unter dem Kommando von Davy Jones, besteht aus äußerst unappetitlichen Kreuzungen zwischen Mensch und Meeresfrüchten. Die Gesichter und Körper der Schauspieler wurden mit allerhand schleimigen Tintenfischarmen, fauligen Fischköpfen und eitrigen Quallengeschwüren digital deformiert. Hinzu kommt eine Riesenkrake, deren Tentakeln für ausufernde Zerstörungsorgien auf hoher See sorgen.
Fluch der Karibik 2 feiert den Sieg der hirnlosen Effekte über das Geschichtenerzählen. Eine herkömmliche Filmhandlung ist kaum noch auszumachen. Die Suche nach einer Schatztruhe, einem magischen Kompass oder einem Schlüssel dient nur dazu, Depps Slapstick-Einlagen und die dröhnenden Festplattentricks vage miteinander zu verbinden. Schon nach wenigen Filmminuten weiß auf und vor der Leinwand niemand mehr, wer hier eigentlich warum vor wem wegläuft. Hauptsache man bleibt in Bewegung.
Wenigstens darf Keira Knightley als wehrhafte Braut am Ende den mascaraumrandeten Kapitän küssen, was von Orlando Bloom misstrauisch beäugt wird. Damit ist die Lunte für den dritten Teil gelegt und vielleicht entwickelt sich aus dem Eifersuchtsszenario etwas, was diesem Film vollkommen fehlt: zwischenmenschliche Interaktion jenseits von Säbelgerassel und Fluchtimpulsen.
Martin Schwickert
Pirates of the Caribbean: Dead Mans Chest USA 2006 R: Gore Verbinski B: Ted Elliott, Terry Rossio K: Dariusz Wolski D: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley
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