»KALIBER DELUXE« Terror aus dem Schrank
Eine österreichische Gaunerkomödie Dem österreichischen Regisseur Thomas Roth ist gelungen, was seinen deutschen Kollegen nur selten gelingt. Sein Krimi "Kaliber Deluxe" orientiert sich tolldreist an amerikanischen Vorbildern, ohne sich als provinzielles Plagiat lächerlich zu machen. Austragungsort ist ein großzügiger Ferienbungalow in den verschneiten Alpen. Der junge Dean (Marek Harloff) verdingt sich hier als Verwalter von "Ballards Ferienparadies", dessen Immobilienbestand er in sein wechselhaftes Liebesleben zu integrieren versteht. Als er nach einer Nacht mit der französischen Psychologiestudentin Romy (Annelise Hesme) im ersten Stock des abgelegenen Domizils erwacht, machen sich die neuen Gäste schon im Erdgeschoss zu schaffen. Unmissverständlich geht aus den lautstarken Gesprächen hervor, dass es sich hierbei um recht kriminelle Zeitgenossen handelt. Das Gaunertrio ist gerade von einem Überfall auf ein Buchmacherbüro zurückgekehrt, der in einem absoluten Desaster endete. Mehrere Polizisten wurden erschossen. Ein Komplize hat es nicht mehr zum Fluchtwagen geschafft, und zu allem Überfluss haben Novak (Jürgen Hentsch) und seine Jungs den Geldkoffer des brutalen Ganovenkönigs Honcek (Dieter Pfaff) mitgehen lassen, der seinerseits gerade einen millionenschweren Wettbetrug abwickeln wollte. Honceks Handlanger hören auf klangvolle Namen wie "Cooler Chrissy" und "Stummer Wolf" und haben für solche Missgeschicke wenig Verständnis. Novak und seine Komplizen sind in der Zwickmühle. Derweil hat sich Dean mit seinem Handy in einem Flurschrank versteckt und spielt die rivalisierenden Gangstergruppen mit einer ausgetüftelten Telefonterror-Strategie gegeneinander aus. Aus dem schlichten Krimiplot entspinnt sich eine einfallsreiche Gaunerkomödie, die vor allem durch zügige Inszenierung und Liebe zum Detail überzeugt. Sauber werden die Fäden der Geschichte ineinander gewebt, und mit jedem Telefonanruf perfektioniert sich das Chaos im Ferienparadies auf unterhaltsame Weise. Auch wenn unübersehbar ein Hauch von Fargo und eine Brise Tarantino durch diesen Alpenthriller weht, entwickelt Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth trotzdem eine eigene Handschrift. Reichlich stattet er sein Genrestück mit österreichischem Lokalkolorit aus und der landestypische sarkastische Humor passt sich bestens in die blutige Gangstergroteske ein.
Martin Schwickert
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