Jesus liebt mich Cooler Herrgott Eine harmlose Religionskomödie Die Welt ist aus Pappmaschee und dem Untergang geweiht. Blitz und Donner am düsteren Aquarellhimmel. Das jüngste Gericht ist da und verdammt die Sünder zu ewigen Höllenqualen. Nur einigen Wenigen wird der Zugang zum Reich Gottes gewährt. Die Kinder weinen. Die Erzieherin ist entsetzt. So hatten sie sich das Puppentheater des Pfarrers nicht vorgestellt. Aber Glaube, das macht der Geistliche unmissverständlich klar, ist nichts für Memmen. Gabriel (Henry Hübchen) weiß, wovon er spricht. Schließlich hat er eine vielversprechende Karriere als Erzengel aufgegeben, weil er sich auf sehr irdische Weise in Silvia (Hannelore Elsner) verliebte, die ihm jedoch im Rausch des Hippiezeitalters die monogame Zweierbeziehung verweigerte. Seitdem sitzt Gabriel als versoffener Gottesmann im Pfarrhaus und wartet auf seinen Einsatzbefehl. Und dann kommt Jesus (Florian David Fitz). Der jüngste Tag sei nah, sagt er. Dienstag nächste Woche wäre es dann so weit. Aber vorher will der Heiland noch ein wenig unter den Menschen weilen, um zu sehen, ob sie die Apokalypse wirklich verdient haben. In der Fußgängerzone trifft er auf Marie (Jessica Schwarz), die nach einer verpatzten Hochzeit gerade ihr Brautkleid in den Abfalleimer stopft. Der freundliche, gut aussehende junge Mann, der sich ihr als Jeshua aus Galiläa vorstellt, gefällt ihr sehr. Die gefallene Braut ruft im Herzen des leibhaftigen Messias Erinnerungen an seine alte Flamme Maria Magdalena wach und der Terminplan für das jüngste Gericht gerät ins Wanken. Pünktlich zum Weihnachtsfest entwirft Florian David Fitz nach seinem erfolgreichen Regiedebüt Vincent will Meer in seinem zweiten Film eine religiös-romantische Komödie, in der die Grenzen zwischen christlicher Nächstenliebe, amourösem Verlangen und apokalyptischer Pflichterfüllung abgetastet werden. Fitz hat sich selbst die Rolle Jesu zuerkannt und gibt einen durchaus veritablen Messias ab, dessen Sexappeal sich gerade aus seinem chronisch uncoolen Auftreten entwickelt. Die komödiantische Vermischung von romantischen und religiösen Motiven funktioniert anfangs recht gut, aber im Gesamtbild fehlt dann doch der richtige Biss, weil der Film jeden Hauch von Blasphemie scheut wie der Teufel das Weihwasser. Sieht man einmal von Henry Hübchen ab, der einen hervorragend heruntergekommenen Erzengel Gabriel abgibt, schwächelt Jesus liebt mich sichtlich beim Entwurf seiner Nebenfiguren. Von Hannelore Elsner als Alt-Hippiebraut über eine Gruppe religiöser Fanatiker bis hin zur vollbusigen russischen Haushaltshilfe, die sich bei Maries Vater um alle leiblichen Bedürfnisse kümmert, wird hier allzu tief in die Klischee- und Klamottenkiste gegriffen. Auch Jessica Schwarz kann im überdrehten Verliebtheitsmodus nicht wirklich überzeugen. Dennoch hat die Angelegenheit deutlich mehr Niveau als etwa die Vergleichsarbeiten von Matthias Schweighöfer. Die Grundidee hat einen gewissen Charme, einzelne Szenen und Pointen sind auf den Punkt genau inszeniert, aber bei dem Versuch, es zu vielen Leuten recht machen zu wollen, bleibt die Angelegenheit im Meer unterhaltsamer Harmlosigkeit weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Martin Schwickert D: 2012 100 min R&B: Florian David Fitz nach einem Roman von David Safier K: Stefan Unterberger D: Florian David Fitz, Jessica Schwarz, Henry Hübchen
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