JENSEITS VON TIBET

Zwei Heimatlose

Ein dokumentarfilm über ungewöhnliche Emigranten

Jenseits von Tibet lebt Gelek, ein tibetanischer Mönch, der aus politischen Gründen nach Indien geflohen ist.
Jenseits von Tibet lebt auch Sandra Herbner, eine Berliner Punkerin, die auf einer Indien-Reise Gelek kennenlernte. Der Film erzählt ihre Geschichte, indem er mit den beiden an den Ort ihres ersten Treffens zurückkehrt; wie Sandra nachts durch den Wald (in dem es auch Tiger gibt), zu Geleks Hütte schlich. Schließlich heirateten sie, so dass Gelek nach Berlin zog, wo beide mit ihrer dreijährigen Tochter leben.
Die Regisseurin hegt viel Sympathie für das Paar, das seine Heimat verließ und in Berlin eine neue fand. Gelek kann nicht nach Tibet einreisen, Sandra stammt aus geordneten süddeutschen Verhältnissen, denen sie in Berlin auch mit Hilfe von Drogen zu entkommen suchte. Der Buddhismus und die Musik halfen ihr, davon los zu kommen. Im Ausüben tibetischer Kultur - beide treten mit tibetischen Liedern auf - finden sie auch jenseits des Dachs der Welt eine Form von Heimat. Das ungewöhnliche Schicksal verfolgt Solveig Klaßen mit einem instinktiven Spürsinn für die Probleme des Außenseiterdaseins, aber auch für Emotionen und intime Momente von Glück. Wenn Sandra bei ihrer Reise zu Geleks Familie begleitet wird, auf die Gelek nicht mitkommen konnte, dann gelingt »Jenseits von Tibet« ein inszenatorisches Bravourstück. Wir sind einfach dabei, tief gebannt und bewegt. Und auf einmal ist Heimat kein abstrakter Begriff mehr.

Stefan Dabrock

BRD 2000. R: Solveig Klaßen. D: Sandra Herbner, Gelek Herbner, Tara Herbner